Der Traum eines Gefangenen
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Viac o knihe
„Sind nur die Bewohner der Strafanstalten detiniert? Ist nicht eigentlich jeder Mensch ein Gefangener? Stecken nicht Millio-nen von Menschen hinter Mauern, die man zwar nicht mit den Augen sieht, die aber doch nur allzu fühlbar vorhanden sind? Ist es nur für die Bewohner der Strafanstalten der Leib, der gebändigt werden muss, damit der höhere, von oben stammende Teil unseres Wesens zur Geltung kommen möge? Muss nicht überhaupt bei allen Sterblichen, also bei der ganzen Menschheit, alles Niedrige gefesselt werden, damit die hierdurch die Freiheit gewinnende Seele sich zum höchsten irdischen Ideale, zur Edelmenschlichkeit, erheben könne? Und sind es nicht die Religion, die Kunst, die Literatur, die uns aus solcher Tiefe zu solcher Höhe führen sollen? Die Literatur, der auch ich, der an die enge Zelle geschmiedete Gefangene, mit angehöre!“ – Karl May kannte die Enge, die Dunkelheit und das Eingemauertsein in einer Zelle, denn er verbrachte wegen zahlreicher Eigentumsdelikte lange Jahre in Gefängnissen. Nicht von ungefähr kommt es in seinem Werk zu einer Vielzahl von Betrügereien und Diebstählen, von skurrilen Gerichtsverhandlungen und Gefangennahmen, in denen sich die eigenen leidvollen Erfahrungen widerspiegeln. Es wimmelt von Spurenelementen des eigenen kriminellen Vorlebens. Damit unterscheidet sich die literarische Verarbeitung in Mays Romanwerk von seinen autobiografischen Schriften. So bleibt der Leser, wenn er etwas von Karl Mays Verarbeitung seiner dunklen Vergangenheit erfahren will, auf das dichterische Werk angewiesen.