Zwischen Glaspalast und palais des illusions
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Viac o knihe
Konstruktion und Form, Funktion und Gestalt bedingen einander in vielfältiger Wechselbeziehung. Das gilt für die Bauwerke des 19. Jahr hunderts ebenso wie für die heutige Architektur. Diese Feststellung je doch ist so allgemeiner Art, daß sich daraus schwerlich ein fruchtbarer Ansatz für die Lösung von Bauproblemen ableiten läßt. Nur am konkre ten Gegenstand kann sich eine weiterführende Diskussion entzünden, ergeben sich Fragen und - vielleicht - auch Antworten. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich ausschließlich mit Bauten des 19. Jahrhunderts in Frankreich (mit Belgien) und England. Sie führt also scheinbar auf ein rein historisches Feld: Da ist die natürliche Ent wicklung des Geschmacks, da sind die zeitgebundenen Stilvorstellungen von ebenso unbestreitbarem Einfluß wie festumrissene wissenschaftliche, technische und wirtschaftliche Entwicklungen, die ihrerseits sich auswir ken in tiefgreifenden sozialen Umschichtungen, vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. In einem Punkt aber - und das ist entschei dend - gewinnt das Bauen im 19. Jahrhundert eine über sich selbst hinausweisende Bedeutung, die keiner Bauepoche zuvor in diesem Maße zukommt: Die Baumeister, Architekten und Ingenieure sehen sich einer Fülle neuer Probleme und Aufgaben konfrontiert. Es gibt für diese neuen Bauaufgaben weder Beispiele noch Vorbilder und für diejenigen, die sie zu lösen haben, keine Möglichkeit, sich auf eine zureichende fach liche Ausbildung zu stützen. Neuland war zu betreten. Diese Schritte ins Unbetretene aber führten zu einer großen Zahl von Grundsatzlösungen, die später zwar weitergedacht, weiterentwickelt und differenziert werden konnten, in ihren Grundsätzen jedoch noch nicht in Frage gestellt sind.