Der Doppelstaat
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Ernst Fraenkels „Doppelstaat“ ist ein Klassiker, ein Standardwerk über die Politik, die Justiz und das Recht im Nationalsozialismus. Das Buch ist ein singuläres Werk und ein historisches Dokument: die einzige innerhalb Deutschlands während der nationalsozialistischen Zeit ausgearbeitete Analyse des Regimes. Hier entwickelt Fraenkel die These, dass das nationalsozialistische Herrschaftssystem in zwei große Bereiche zerfällt: den Normenstaat, in dem die Vorschriften in dem Umfang gelten, wie es für die Funktion des privatkapitalistischen Wirtschaftssystems erforderlich ist; und den Maßnahmenstaat, in dem die Herrschenden, unabhängig von allgemeingültigen Regeln, so handeln, wie es zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele zweckmäßig erscheint. Die Prinzipien des Maßnahmenstaats stehen über denen des Normenstaats, wie das Beispiel der Judenverfolgung zeigt. Die erste Ausgabe erschien 1940 in einer englischen Fassung in New York. Die erste deutsche Ausgabe erschien 1974 bei der Europäischen Verlagsanstalt. Die Begriffe Doppelstaat, Normenstaat und Maßnahmenstaat gingen in die wissenschaftliche Literatur ein, und das Bundessozialgericht übernahm sie in einem Grundsatzurteil vom 11. September 1991, in dem es die Todesurteilspraxis der Wehrmachtsgerichte dem Maßnahmenstaat zuordnete.