Vom Subjekt zum Projekt
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Viac o knihe
Vom Subjekt zum Projekt ist sicherlich einer der bedeutendsten Texte Flussers: Er faßt die zentralen Motive des Flusserschen Denkens zusammen, dessen Ursprünge sich hier wie in kaum einem anderen Text des Philosophen erkennen lassen. Flusser beschreibt die kulturelle Entwicklung der Menschheit als ein schrittweises Zurückweichen von der Lebenswelt, als zunehmende Entfremdung aus dem Kontext der den Menschen angehenden Dinge. Entscheidend für diese Entwicklung ist das mathematisch-technische Denken der Moderne, das Umkodieren aus Buchstaben in Zahlen: An die Stelle der buchstäblichen Gottesgesetze treten numerische Naturgesetze. Diese Diagnose steht zwar noch durchaus im Einklang mit den Analysen der phänomenologischen Schule, mit Husserl und Heidegger, aber sie führt Flusser im Gegensatz zu diesen nicht zum Kulturpessimismus oder zur Dämonisierung der Technik. Er weist vielmehr auf die neuen Möglichkeiten hin, die sich aus den wissenschaftlich-technischen Transformationen der Kultur der Moderne ergeben. In der Auflösung der sinnhaften Strukturen der Lebenswelt durch die mathematische Abstraktion steckt auch ein Moment praktischer Aufklärung: die Freiheit nämlich, alternative Sinnstrukturen zu entwerfen und uns die Welt und das menschliche Leben aus eigenen Stücken und nach unseren eigenen Gesetzen neu zusammenzustellen.