Weil der Boden selbst hier brennt ...
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Viac o knihe
Im Mittelpunkt dieser Quellenpublikation stehen die im Leo Baeck Institute New York ausgegrabenen Tagebücher Berta Fantas (1865–1918) wie die in letzter Zeit zumindest in Auszügen bekannte um sie kreisende Familiengeschichte ihrer Tochter Else Bergmann. Diese Quellen werden textkritisch aufbereitet und ausführlich kommentiert. Hatten Berta Fanta und ihr Salon in der Forschung bislang weitgehend für die Biographien großer Männer herhalten müssen, so rückt die hier vorliegende Untersuchung die Frau selbst in den Brennpunkt, die auch in die Biographien so bedeutender Männer eingriff, wie sie sich – ob nun Literaten, Philosophen oder Mathematiker und Physiker – um ihren Prager Salon rankten: Franz Kafka, Max Brod, Franz Werfel, Anton Marty, Christian von Ehrenfels, Franz Brentano, Rudolf Steiner, Gerhard Kowaleski, Albert Einstein, Philipp Frank und Hugo Bergmann … In einem ausführlichen Beitrag nimmt der Herausgeber der Quellen auch bereits eine erste Evaluierung seiner Funde vor. Sie führt zu einer näheren Bestimmung des ideengeschichtlichen Standorts des Salons, speziell in Hinblick auf die Verhältnisse der offiziellen Schulphilosophie an der deutschen Universität Prag mit ihren zahlreichen Grabenkämpfen, wie sie sich in ganz besonderer Weise am vergeblichen Habilitierungsparcours des Schwiegersohns des Hauses, Hugo Bergmanns, brechen. Die Dreivölkermetropole Prag des beginnenden 20. Jahrhunderts ist inzwischen verschollener Boden. Ein besonderer Vorzug des Buches ist daher nicht zuletzt das ungemein reiche Bildmaterial, das weit über eine bloße Kolorierung der Texte und einer uns verschüttgegangenen Welt hinaus zusätzlich von hohem dokumentarischen Wert ist und schlicht „Perlen“ birgt.