Gestalten des Deismus in Europa
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Zu den philosophie- und theologiegeschichtlichen Formationen, denen in der Zeitspanne zwischen dem späten 16. und dem 18. Jahrhundert die Überwindung der vormodernen Welt die wichtigsten Impulse verdankt, gehört ohne Zweifel der Deismus. Seine Leitideen sind der Gedanke der Suffizienz einer um moralische Vorschriften zentrierten ‚natürlichen‘ Religion, die aus bloßer Vernunft zugänglich ist, die Überflüssigkeit einer übernatürlichen Offenbarung und die daraus abgeleitete Forderung nach Toleranz und Denkfreiheit. Diese Ideen weisen den Deismus geradezu als „die Religionsphilosophie der Aufklärung“ (Ernst Troeltsch) aus. Diese maßgebliche Rolle, die der Deismus im Modernisierungsprozess der frühneuzeitlichen Philosophie und der europäischen Kultur im weiteren Sinne gespielt hat, ist seit langem bekannt – und doch fehlt es an einem differenzierten Gesamtbild. In den letzten Jahrzehnten sind zum einen wichtige Forschungserträge erzielt worden, zum anderen hat die Deismus-Forschung etliche Desiderate festgestellt, denen sie teilweise bereits nachgegangen ist. Aus Anlass des 80. Geburtstags von Günter Gawlick fand deshalb im Juni 2010 ein Arbeitsgespräch zu den Gestalten des Deismus in Europa in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel statt. Der zugehörige von Winfried Schröder herausgegebene Sammelband bündelt die Teilergebnisse der bisherigen Deismus-Forschung zu einer Positionsbestimmung des Deismus in der Kultur-, Ideen- und Geistesgeschichte der Frühen Neuzeit.