Gemeinsames Europa?
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Viac o knihe
Die Einführung des Euro war ein Jahrhundertprojekt, die Währungsunion kann als bisheriger Höhepunkt des europäischen Einigungsprozesses angesehen werden. Das Buch analysiert die Berichterstattung der Presse zur Wirtschafts- und Währungsunion zwischen 1993 und 1999. Im Untersuchungszeitraum werden vor allem zwischen Frankreich und Deutschland fundamental unterschiedliche Vorstellungen über den europäischen Einigungsprozess und die künftige Wirtschaftsordnung sichtbar. Um über die bisweilen komplizierte und für den Laien undurchsichtige Europapolitik zu berichten, bedienen sich sowohl Politiker als auch Journalisten intensiv sprachlicher Bilder. Metaphern bilden gewissermassen das Grundgerüst der Mediensprache. Die Studie arbeitet heraus, welches Bild die Presse in Frankreich, Deutschland, Belgien und der Schweiz von Europa und der Verwirklichung der WWU zeichnet. Mit Hilfe der kognitiven Metapherntheorie von Lakoff und Johnson werden systematische Denkstrukturen, die den Sprachbildern zugrunde liegen, aufgezeigt, analysiert und interpretiert. Die Autorin hat ein umfangreiches Korpus von 532 Artikeln zusammengetragen. Die Texte erschienen in den Jahren vom Inkrafttreten des Maastricht-Vertrags (1993) bis zur Einführung der Gemeinschaftswährung als Buchgeld (1999). Ausgewertet wurden die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Le Monde, Le Soir und die Neue Züricher Zeitung. Die Arbeit untersucht die Metaphorik der Presse sowohl quantitativ als auch qualitativ. Es werden nicht nur die Bildspender-, sondern auch die Bildempfängerbereiche behandelt sowie die Funktionen von Isotopie und Übertragungsarten analysiert. So lässt sich zeigen, wie Journalisten Metaphern in Argumentationsstrukturen verwenden und Sprachbilder in verschiedenen Textsorten unterschiedlich einsetzen. Detailliert arbeitet die Autorin in sprach- und länderspezifischen Vergleichen Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Veränderungen in der Bildsprache und den „Lebenszyklus“ von Metaphern heraus. Zahlreiche Grafiken veranschaulichen die Analysen. Im Ergebnis belegt die Autorin, dass Journalisten zu einem negativen Europa-Bild beitragen. Ihre Studie verdeutlicht, warum längst überwunden geglaubte Konflikte aus der Zeit der Euro-Einführung in der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise, also zehn Jahre später, wieder aufflammen.