Namor
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Mit Chris Bezzels experimentellem Roman „namor“ erlebt ein Hauptwerk der kon- kreten Poesie nun seine überfällige Erstveröffentlichung. Der zwischen 1966 und 1971 entstandene Text ist spiegelsymmetrisch um ein leeres Zentrum herum organisiert und besteht aus 25 sechsteiligen „Textkreisen“. Dabei ist „namor“ aber keineswegs ein überkonstruiertes, in erster Linie seine Struktur ausstellendes Gebilde, sondern ein intrikates Spiel mit Bezügen, Verweisen und Stilen, kreuz und quer durch die Literatur- und Geistesgeschichte – eine hochvirtuose und vor Witz sprühende „Gedankenmusik“ (Bezzel). Im Mittelpunkt dieses „Romans“ nach dem Ende des traditionell-realistischen Erzählens, der Hommagen u. a. an Homer, Gottfried von Straßburg, Grimmelshausen, Schiller, Hölderlin und Ror Wolf, aber auch an Hegel, Wittgenstein und Marx enthält, steht das Medium Sprache selbst: Mit einem Faible für Assoziationen, Kontrasten und Zusammenklang orchestriert Chris Bezzel ein furioses, zwischen kalkulierten Kalauern, verqueren Pointen und verblüffendem Mehrfachsinn irisierendes Sprachkunstwerk.