Berlin New York und nirgendwo
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Viac o knihe
'Immerhin, Wolf ging wieder. Auf der Achten Avenue nach Süden, von der 57. Straße in Richtung Busbahnhof. Er litt jetzt ein bißchen an seiner Wiederbelebung. Sein deutsch-amerikanischer Glaubenskraftakt zeigte nun auch eine weniger angenehme Wirkung: er hatte Schwierigkeiten mit seiner Identität. War er, Wolf, nun eigentlich ein ertrunkener Amerikaner oder ein wiederbelebter Deutscher? Oder war es umgekehrt: war er als Deutscher abgenibbelt und als Power-Ami wiedergekommen?' Das Buch mit seinen neurotischen Stadtgeschichten zwischen Berlin, New York und nirgendwo spiegelt die Unsicherheiten und Unverbindlichkeiten unserer Zeit wider. So weiß Wolf wirklich nicht genau, ob er sich als toter Amerikaner in der Hölle der Schrecklichkeiten befindet oder sich als lebendiger Deutscher auf der Achten Avenue in New York bewegt. Und in einem Vorort Berlins sitzt Ernst auf einem hohen Kiefernast und sucht die Gegend mit einem Fernglas nach seiner verschwundenen Ehefrau Hildegard ab. Diese bereitet in Sichtweite der Wolkenkratzer von Manhattan eine Party vor, bei der die Gäste per Abstimmung die beste von sieben Zubereitungsarten eines amerikanischen Truthahns auswählen sollen. Dieselbe Hildegard hat auch auf einer kleinen Insel im Michigansee ein umzäuntes und bewachtes Barackenlager aufgebaut, in dem ostalgische frühere DDR-Bürger ihr Leiden an dem vergangenen Staat auskurieren können. Das Buch ist bestimmt kein typischer Roman, wenn auch die teilweise kabarettistischen Geschichten durch Caesar und ihre anderen Helden, durch Erlebnisschnipsel und Stadtspaziergänge und natürlich durch die umfassenden urbanen Neurosen ihrer Figuren auf seltsame Weise zusammengehalten werden. Kein typischer Roman – was dann? Die Antwort bleibt dem Leser vorbehalten.