Strategische Früherkennung
Autori
Viac o knihe
Das Interesse an der Zukunft nimmt zu. Zukunftsforschung liegt sozusagen im Trend. Die Unsicherheit über die Entwicklung der Märkte, das Verbraucherverhalten und allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen steigt. Vor diesem Hintergrund wird die Ressource Wissen, in diesem Fall Wissen über die Zukunft, zu einem Wettbewerbsfaktor. Eine strategische Früherkennung hat zum Ziel dieses Wissen zu generieren, um Chancen und Risiken für das Unternehmen zu antizipieren. Dieses Wissen ist nun aber nicht objektiver Natur. Es ist das Ergebnis kognitiver Interpretation und somit auch nicht gegeben und in der Umwelt des Unternehmens zu „finden“, es ist zu „erfinden“. Genau hier liegt die Grenze konventioneller strategischer Früherkennung, in der Interpretationsleistungen und Intuition in aller Regel unterschätzt werden. Es ist aber gerade die subjektive Interpretation, welche den Signalen aus der Umwelt das innovative Potential verleiht, aus dem Chancen generiert werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach den organisationalen Wahrnehmungsmustern und deren Entwicklungsmöglichkeit. Wie kann ein Unternehmen, in diesem Fall der Automobilindustrie, Formen und Foren schaffen, in denen unterschiedliche Optionen zur Geltung kommen? Wie kann Komplexität reduziert werden? Was sind die kognitiven Bedingungen der Möglichkeiten dazu? Es geht also um die Bestimmung organisationaler Relevanzfilter, die die Wahrnehmungsprozesse in Unternehmen wesentlich prägen. Dieses Buch untersucht anhand einer empirischen Untersuchung zum Themenfeld Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei der Volkswagen AG die kognitiven Prozesse der Informationsselektion. Es werden theoretische Bezüge zum Prozess der Wahrnehmung von Umweltreizen diskutiert und Ansätze eines intersubjektiven, kontext-gesteuerten Früherkennungssystems vorgestellt. Die kognitiven Prozesse zwischen Produktentwicklungen und Konsumnutzen sind ein komplexes Spiel, das weder wirklich vorhergesagt noch gesteuert werden kann. Umso wichtiger wird, scheinbar paradoxerweise, strategische Früherkennung – allerdings eine solche, die um ihre Fallstricke weiß.