Paxtafeln und Pacificalia
Autori
Viac o knihe
Unter den vielfältigen Formen des menschlichen Umgangs mit religiösen Bildwerken stellt ihre Verehrung durch den Kuß des Gläubigen die wohl unmittelbarste Form dar. Die Einführung der Paxtafeln und Pacificalia (Instrumenta pacis) in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts steht in dieser langen, im Grunde in nahezu allen Weltkulturen verbreiteten Tradition. Wurden die Geräte zunächst in England für den Gebrauch der Laien an kleineren Pfarrkirchen aus einfachen Materialien hergestellt, verwendete sie der französische Adel bereits um 1300 in feierlichen Messen. Seit dieser Zeit nahm ihre materielle Vielfalt und Pracht, der bildkünstlerische Aufwand und die Verbreitung ihres Einsatzes stetig zu, so daß bald Päpste und Kaiser zu den vornehmsten Stiftern zählten. In den Beständen der heutigen privaten und öffentlichen Kunstsammlung Europas und der USA sind Instrumenta pacis in großer Zahl unter den erlesenen Spitzenstücken der Schatzkunst zu finden. Ihr Gebrauch erhielt sich mancherorts bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die bisherige kunst- und liturgiegeschichtliche Forschung übersah meist die strukturelle Eingebundenheit der Instrumenta pacis in die katholische Liturgie sowie ihre Bedeutung im Kontext der Reliquienverehrung. In ihrem Gebrauch ist nicht allein der im Zeichen des Friedenskusses angelegte und biblisch legitimierte Appell zur Versöhnung virulent. Der Wesenskern ihrer Handhabung liegt darin, durch den Einsatz eines mobilen Bildwerks auf die mentale Sammlung des Betrachters und somit auf den würdigen, im modernen Sinne bewußten Empfang der Kommunion zu wirken. Diese Studie versucht erstmals, anhand international ausgewählter Beispiele das Phänomen der Instrumenta pacis vor dem Hintergrund ihrer Bedeutung in der Liturgie darzustellen und den Gebrauch der Bilder, Formen und Materialien in diesem Zusammenhang zu erklären. Die kunstgeschichtliche Betrachtung erhaltener Werke wird dabei mit der Analyse der historischen Gebrauchssituation und den ursprünglichen Erscheinungsformen der Geräte auf der Grundlage einer umfangreichen Quellenarbeit in Beziehung gesetzt. Den zweiten Teil der Untersuchung bildet ein 203 Objekte umfassender Katalog der in Deutschland, Österreich und in der Schweiz in kirchlichem, öffentlichem und privatem Besitz befindlichen Instrumenta pacis.