Mundus intelligibilis
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Viac o knihe
Die geschichtliche Situation Augustins ist die des Übergangs vom sich auflösenden Imperium Romanum zum neuen Imperium der römischen Kirche. Kennzeichnend für Augustins Mittlerschaft zwischen der alten Weisheit und der neuen Religion ist in besonderem Maße seine Einstellung zum Platonismus, dessen ontologische Begriffe er zum Aufbau seiner christlichen Metaphysik verwendet. Diese zuerst 1937 erschienenen Untersuchungen Joachim Ritters zur Seinslehre Augustins sind ein Beitrag zum Verständnis jener Bewegung, in der der hellenisch-hellenistische Platonismus zu einem christlichen Platonismus wird, indem sie sich jenem Geschehen zuwenden, in dem sich in einem eigentümlichen Ineinander von Lösung und Bindung die Geschichte des christlichen Denkens zur Geschichte des Nachlebens antiker Philosophie ausformt. Dieser Entwicklung wird man nicht gerecht, wenn man sich mit der Feststellung begnügt, welche Anschauungen und Vorstellungen übernommen werden; man muss sich darüber hinaus klar machen, was aus diesen Anschauungen und Vorstellungen wird, wie sie sich wandeln und in Zusammenhänge einfügen, die ihnen an ihrem ursprünglichen Ort fremd und unbekannt waren. Der Autor weist nach, dass Augustin in allen für die christliche Ontologie entscheidenden Punkten die platonische Ontologie in christlicher Deutung übernimmt und zugleich überhöht. Für Augustin wird so der Christ nicht nur zum Erben, sondern auch zum Vollender der platonischen Weisheit. Entsprechend sucht die Arbeit den Platoniker und Christen Augustin einheitlich zu sehen und so den christlichen Platoniker vom außerchristlichen Platonismus zu unterscheiden; sie sucht die christliche Deutung aufzuhellen, der der Platonismus bei Augustin auch da, wo seine Anschauungen in Geltung bleiben, unterworfen wird.