Ethos und Kompetenz
Autori
Viac o knihe
Gegenstand der Untersuchung ist die Entwicklung einer vernunftkritischen Systematik pädagogischer Urteilskraft, die es erlaubt, neben spezifisch-pädagogischen Imperativen die außerpädagogischen Erwartungen einzufangen, die sich aus dem institutionellen Kontext von Lehr- und Lernprozessen ergeben. Die vorliegende Untersuchung kreist um folgende Fragen: Was soll der Erzieher, der Praktiker tun? Wie soll er sich verhalten? Inwieweit kann er das, was er soll? Was müßte er wissen, um seinen pädagogischen Auftrag zu erfüllen? Worauf muß er hoffen und vertrauen, um sich angesichts unausbleiblicher Enttäuschungen die Handlungsfähigkeit und -bereitschaft zu bewahren? Fielen die ersten Fragen auf Bestimmungsmomente, die je schon mit der „Pädagogischen Handlungskompetenz“ gesetzt sind, so gewinnt die letzte Frage eine aktuelle Relevanz durch den Umstand, daß sich die Frustrationsanfälligkeit der pädagogischen Tätigkeit drastisch erhöht hat. Als Indiz für diese Arbeitshypothese läßt sich das sogenannte „burn-out-syndrom“ anführen, welches zunehmend Lehrerinnen und Lehrer erfaßt. Während sich bislang pädagogische Praxis, insbesondere die Schulpraxis, unberührt vom Paradigmenverschleiß pädagogischer Theoriebildung reproduziert, d. h. eine gewisse auf Betriebskonventionen und Verhaltensnorm seine beruhende Stabilität bewahrte, zeichnet sich heute die Tendenz ab, daß diese bestandssichernden Mechanismen immer brüchiger werden und daß eingespielte Verhaltensfahrpläne immer häufiger versagen. Sofern herkömmliche Vernunftsbegriffe pädagogischen Handelns nicht ausreichen, um das objektive Konfliktpotential zu erfassen, dem berufliches Handeln im Rahmen von Institutionen ausgesetzt ist, entwickelt der Autor im Anschluß an die traditionelle und aktuelle Vernunftkritik eine Systematik pädagogischer Urteilskraft, welche elastisch genug ist, um neben spezifisch-pädagogischen Imperativen die außerpädagogischen Erwartungen einzufangen, die das berufliche Alltagshandeln von Lehrerinnen und Lehrern zu berücksichtigen hat, so daß sie nicht scheitern.