Tote Zonen
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Aufsätze und Reden von Hannes Heer Die Texte kombinieren die objektive und Subjektive Wahrnehmung des Vernichtungskrieges und verschränken die asynchronen Zeitebenen von Ereignis und Erinnerung Der Krieg gegen die Sowjetunion war ein besonderer Krieg, deutlich unterschieden von den Überfällen im Westen und im Norden Europas. Hitler definierte ihn als „Kampf zweier Weltanschauungen“ und verlangte von seinen Generälen, ihn als Vernichtungskrieg zu führen. Das Ergebnis war der millionenfache Mord an Kriegsgefangenen, Juden und anderen Zivilisten. Viele Soldaten der Wehrmacht teilten die rassistische Weltsicht und identifizierten sich mit den Eroberungszielen im Osten. Aber sie waren keine Massenmörder. Dazu wurden sie erst unter den Bedingungen des Vernichtungskrieges. Indem sie den Rotarmisten zur „Bestie“ erklärten und den Juden in einen „Partisanen“ verwandelten, gelang es ihnen, das Kriegsverbrechen als angemessene Reaktion und den Völkermord als militärische Notwendigkeit zu legitimieren. Nach dem Scheitern des Blitzkrieges und unter dem Eindruck des permanenten Rückzugs wurde das eigene Tun als „Pflicht“ gedeutet und zur Tugend veredelt. Dieses Selbstbild wurde zum Kern der Legende der „sauberen Wehrmacht“, die nach 1945 die öffentliche Diskussion bestimmte und in den Zeiten des Kalten Krieges zum offiziellen Geschichtsbild wurde. In ihrem Schutz konnten die ehemaligen Soldaten ihre virulenten Alpträume und die aufkommenden Schuldgefühle unterdrücken oder vergessen. Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ hat mit der Zerstörung der Legende auch diesen Selbstschutz zum Einsturz gebracht. Hannes Heer analysiert in seinen Aufsätzen den Judenmord und den Partisanenkrieg im Osten und reagiert auf die Frage, wie es möglich war, daß Soldaten der Wehrmacht zu Massenmördern wurden und wie sie ihr Tun legitimierten. Schließlich setzt er sich mit der Erinnerung der Kriegsgeneration auseinander, als Mikroanalyse ihres Narrativs oder als Deutung ihres Erinnern im Kontext des durch die Ausstellung ausgelösten öffentlichen Diskurses. Hannes Heer, geboren 1941, Historiker und Filmregisseur.