Kindergarten oder Kinderhaus?

Maria Montessori gehört zu den einflussreichsten Gestalten der Pädagogik des 20. Jahrhunderts. Vorschuleinrichtungen und Schulen in aller Welt arbeiten mit ihren Materialien. Zwar gibt es eine Fülle von Darstellungen des pädagogischen Ansatzes der italienischen Ärztin und Pädagogin. Ihre Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte in Deutschland blieb bislang jedoch weitgehend unerforscht. Dieses Buch schließt diese Lücke, indem es die kontroverse Diskussion der Montessori-Pädagogik zwischen den beiden Weltkriegen nachzeichnet. Dabei zeigt sich, daß kein anderes pädagogisches Reform-Modell in Deutschland jemals eine solche Fülle an Publikationen und Stellungnahmen provoziert hat. Die Montessori-Pädagogik spaltete die Fachöffentlichkeit in bedingungslose Gefolgschaft und erbitterte Gegnerschaft. Von der Reformpädagogik über die Fröbel-Bewegung und Kinderpsychologie bis hin zur konfessionellen Pädagogik war die Montessori-Diskussion in vielfältige Strömungen verwoben. Die differenzierte Rekonstruktion dieser Diskussionsverläufe und Rezeptionslinien liefert gleichzeitig eine umfassende Darstellung der Vorschulpädagogik in Deutschland bis 1939. Dr. Franz-Michael Konrad ist nach mehrjähriger Arbeit im Schuldienst als Hochschulassistent und Privatdozent am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen tätig.