Natur und menschliche Freiheit
Autori
Viac o knihe
Die jüngsten Ergebnisse der Hirnforschung haben unter Philosophen und Naturwissenschaftlern eine neue Diskussion über die Stichhaltigkeit von Kants transzendental-philosophischer Begründung der Freiheit ausgelöst. Dabei wird diese gerade durch das heutige Wissen über die physischen Bedingungen der menschlichen Existenz bestätigt. Offenbar aufgrund eines unausgereiften Begriffs der Naturkausalität und eines Mangels an biologischen Erklärungsmöglichkeiten hat Kant selbst die Freiheit noch als eine »reine transzendentale Idee« bezeichnet, die sich in der Erfahrung nicht belegen lasse. Vor dem Hintergrund eines besseren Verständnisses dessen, was ein Naturgesetz ist, wie das Leben sich zur anorganischen Natur verhält und worin die Spezifik des menschlichen Lebens besteht, kann aber durchaus ein empirischer Begriff der Freiheit angegeben werden. »Freiheit« bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, außerhalb der Naturgesetze zu stehen, sondern nur, dem Einfluss naturgesetzlich oder gesellschaftlich determinierter Prozesse entzogen zu sein. Ein freier Mensch unterliegt zugleich physikalischen, biologischen und anthropologischen Gesetzmäßigkeiten. Seine Freiheit beruht also darauf, dass er sich innerhalb des physikalisch Möglichen auf zweckmäßige Weise einschränkt.