Sedfestritual und Königtum
Autori
Viac o knihe
Das sogenannte Sedfest, eines der substantiellsten ägyptischen Königsrituale, ist über den gesamten Zeitraum der altägyptischen Geschichte in bildlichen und schriftlichen Quellen belegt. Unter diesen nimmt die Reliefdekoration des Torbaus Osorkons II. (Libyerzeit, 22. Dyn., 874–850 v. Chr.) im Tempel der Hauptgöttin von Bubastis mit umfangreich überlieferten Episoden der Kulthandlungen und Rituale des Sedfestes eine herausragende Rolle ein. Nach ihrer Entdeckung durch Edouard Naville 1887 und der darauffolgenden Erstpublikation 1892 wurde dieses Material jedoch in der Forschung nur sehr wenig beachtet. Die hier vorgelegte Monographie analysiert nun auf der Grundlage aktueller Feldstudien die Sedfestreliefs in Bubastis umfänglich und bettet sie in den Kontext früherer Quellencorpora ein. Auf diese Weise lassen sich erstmals die Traditionslinien der am Sedfesttor in Bubastis umgesetzten Themenzyklen bild- und textkritisch genauer fassen. Neben der gattungsgerechten Kontextualisierung der Reliefs liegt das Hauptaugenmerk der Studie auf der erneuten Annäherung an die Frage nach der Bedeutung des königlichen Sedfestes im Alten Ägypten. Anhand der ausführlichen Untersuchungen der großen Reliefcorpora kann gezeigt werden, dass in der Forschung seit langer Zeit akzeptierte Deutungen, wie etwa die auf William Matthew Flinders Petrie zurückgehende Interpretation des Sedfestes als ritueller physischer Erneuerung des Königs, sich nicht mit den Aussagen der Quellen vereinbaren lassen. Vielmehr ist das Sedfest rituelle Bestätigung des Königs als Herrscher Ägyptens durch die ihm die Herrschaftsberechtigung verleihenden Götter des Landes.