Die List der Solidarität
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Viac o knihe
»Ich möchte mich Dir zum Lesen geben, nur manchmal kleben die Seiten zusammen« – Notizen zu seinen Erfahrungen in den Umbrüchen der Zeit hat sich der Pädagoge, Metallbau-Ingenieur und Bildhauer Karl-Heinz Ziomek zeit seines Lebens gemacht, für sich als »Vorrat im Kopf« und für enge Weggefährten zur Annäherung. Jetzt fügt er die Splitter zusammen gleichsam zu einer Autobiographie aus dem inzwischen entschwundenen Alltag der DDR. Als kaum 14-Jähriger wirft ihn der Zufall im Flüchtlingsstrom mit der Restfamilie aus Schlesien in den Ostharz, wo erste praktische Erfahrungen im Umgang mit Metall seine Neugier wecken, die werdende DDR ihm die Chance zum Lehrerberuf ermöglicht, den er bis zum Berufsverbot im August 1968 mit großem Engagement ausübt, als er die Solidarität mit seinen Prager Freunden nicht verrät. Sein abgeschlossenes Zusatzstudium spielt der Staatsmacht einen Streich: Sie benötigen ihn für den Neu-Aufbau einen Metallbetriebes. Als kompetenter Ingenieur des Betriebes findet er kollegiale Anerkennung sogar in der Hierarchie, aber keine Erfüllung in der geistigen Enge. Inmitten des Abseits sucht er in Musik und schließlich in der Bildhauerei eigene Ausdrucksformen und -möglichkeiten, nicht gegen die DDR, sondern gegen ihre geistige Selbstblockade. Als er nach der Wende 1989 in den Schuldienst zurückkehrt und sich öffentlich für den Erhalt der Berufsschule gegen den Landrat wendet, erhält er prompt in der neu errungenen Demokratie ein Disziplinarverfahren. In fast zarten Pinselstrichen, die mit Abbildungen seiner Bildhauerkunst bereichert werden, macht Ziomek eine Welt wieder erfahrbar, die im Mainstream der Pauschalurteile ihr lebendiges Gesicht zu verlieren droht.