Altersmigration und Gesundheitstourismus als Treiber regionalen Strukturwandels (AlGeTrei)
Autori
Viac o knihe
Altersmigration – in Anlehnung an US-amerikanische Verhältnisse auch „Floridarisierung“ genannt – bezeichnet ein international wahrzunehmendes Wanderungsphänomen, bei dem sich ältere Menschen nicht mehr dauerhaft an ihren ursprünglichen Wohnsitz gebunden fühlen, sondern verstärkt zu so genannten Sehnsuchtsorten ziehen. Diese oft in ländlichen Gebieten anzutreffenden Orte zeichnen sich durch besondere klimatische und/oder landschaftliche Reize aus. Bei leistbarer Lebenserhaltung halten sie für die Zielgruppe eine gute Infrastruktur diverser (Gesundheits-)Dienstleistungen vor, bieten gewisse Sozial- und Kulturaktivitäten an und versprechen Ruhe und Erholung. Derart attraktive Destinationen üben einen zunehmenden Reiz als Alterswohnsitz aus, weil für ältere Menschen soziale und familiäre Bindungen brüchiger, urbane Gebiete unattraktiver oder weniger gut bezahlbar werden. Zudem kennt die Zielgruppe diese Orte von Urlauben oder Kuraufenthalten her, woraus sich ihre Sehnsucht nach ihnen begründet. In Gemeinden aus dem Allgäu, aus Vorarlberg und aus weiteren deutschsprachigen touristischen Regionen ist Altersmigration seit einigen Jahren zu beobachten. Der dadurch verstärkte demografische Veränderungsprozess wirkt sich in landschaftlich und infrastrukturell attraktiven Kommunen gravierend aus und verursacht bis dato kaum untersuchte ökonomische und soziale Folgen. Nicht immer entstehen durch Altersmigration positive Effekte. Sie kann den betreffenden Gemeinden und Regionen Vorteile bringen, stellt sie aber auf jeden Fall vor neue Herausforderungen. Das betrifft etwa das Zusammenleben der Generationen, Anforderungen an die vorhandene Infrastruktur, an das Angebot altersaffiner Service-Dienstleistungen, die Entwicklung des Tourismus bzw. Gesundheitstourismus u. v. a. m. Im von der Internationalen Bodensee Hochschule geförderten Regionalentwicklungs- und Forschungsprojekt „AlGeTrei“ gingen die Hochschule Kempten und die Fachhochschule Vorarlberg der Frage nach, inwiefern Altersmigration in exemplarischen Kommunen auszumachen ist, wie sich die Schnittstelle zum Gesundheitstourismus darstellt und sich Gemeinden auf den skizzierten Wandlungsprozess einstellen können.