Der polnisch-ukrainische Konflikt im Historikerdiskurs
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Zwischen 1943 und 1947 fand in den von Polen und Ukrainern bewohnten Gebieten ein brutaler ethnischer Konflikt statt, bei dem über 100 000 Personen ermordet wurden. Obwohl die meisten Opfer dieser blutigen Auseinandersetzung Polen waren, die von der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) zuerst 1943 in Wolhynien und dann 1944 in Ostgalizien ermordet wurden, töteten auch verschiedene polnische Kampfeinheiten mehrere Tausend ukrainische Zivilisten. Da die Zensur die Aufarbeitung dieses Themas in der Volksrepublik Polen und der sowjetischen Ukraine verbot und die Propaganda es für die Idee der Freundschaft zwischen den beiden „Brudervölkern“ instrumentalisierte, wussten Historiker bis zum Zerfall der Sowjetunion nur wenig über den Verlauf des Konflikts, das Ausmaß der Gewalt, die Motivationen der Täter und die Zahl der Opfer. Zudem hatten polnische Exil- und ukrainische Diasporahistoriker während des Kalten Krieges zu diesem Thema geschwiegen, um Täter zu schützen, von denen einige mit den Deutschen kollaboriert und neben Polen oder Ukrainern auch Juden ermordet hatten. In Folge dieser Prozesse kam es bereits in den frühen 1990er-Jahren zu Auseinandersetzungen zwischen polnischen und ukrainischen Geschichtswissenschaftlern, die das Thema erforschen und aufarbeiten wollten, aber zu abweichenden Ergebnissen gelangten und sich nicht einmal auf die grundlegenden Fakten einigen konnten. Die Forschungsdiskrepanzen, der Verlauf der Debatten sowie die Weltbilder und Motivationen der Historiker werden in dieser Monografie vielschichtig analysiert und einleuchtend erklärt.