Neue Arbeitsmigration aus Spanien und Italien nach Deutschland
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Viac o knihe
Eine wachsende Mobilität verändert Europa. Deutschland ist seit einigen Jahren ein Magnet für Einwandernde und hat sich in beeindruckender Weise geöffnet, nachdem lange Zeit unter Verkennung der hiesigen Migrationsgeschichte darüber diskutiert wurde, ob es ein Einwanderungsland sei. Die steigende Zuwanderung wird in einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft dringend benötigt. Sie ist von zwei großen Entwicklungen geprägt: Der innereuropäischen Arbeitsmigration und der Suche nach Asyl. In den vergangenen Jahren hat die Neue Arbeitsmigration aus anderen EU-Staaten den größten Teil der Zuwanderung ausgemacht. Zwar ist beim derzeitigen starken Anstieg der Flüchtlingszahlen in Deutschland noch nicht abzusehen, wie sich die quantitativen Verhältnisse in diesem Feld entwickeln werden, aber es ist davon auszugehen, dass auch in naher Zukunft ein wesentlicher Teil der in Deutschland verbleibenden Migrant/-innen aus der EU stammen wird. Deshalb konzentriert sich die vorliegende Publikation auf diesen Teil der Zuwanderung. Gestützt auf die Freizügigkeit als eine der Grundfreiheiten der EU-Bürger/-innen und ausgelöst durch wirtschaftliche Krisen und Ungleichgewichte ist die Neue Arbeitsmigration aus der EU in den letzten Jahren stark gewachsen. Die meisten Neueinwandernden nach Deutschland kamen dabei zum einen aus Mittelost- und Südosteuropa, v. a. aus Polen, Rumänien und Bulgarien, zum anderen aus den südeuropäischen Mittelmeeranrainern, v. a. aus Italien und Spanien. Diese Neue Arbeitsmigration unterscheidet sich deutlich von der „Gastarbeitermigration“ und der transnationalen Migration von Eliten (Pfeffer-Hoffmann 2014). Sie ist geprägt durch (a) eine höhere Mobilität der Migrant/-innen; (b) das überdurchschnittliche Bildungsniveau und (c) den geringen Altersdurchschnitt der Neueinwandernden; (d) höhere Anforderungen an Betriebe und Bildungseinrichtungen bei deren beruflicher und sozialer Integration; (e) geringere Steuerungsmöglichkeiten des Staates gegenüber Migrationsbewegungen und (f) völlig neue Aspekte wie z. B. die Migration in die Duale Berufsausbildung und die starke Nutzung sozialer Medien zur Information und zum Community-Building. Die Neue Arbeitsmigration ist ein gesamteuropäisches Phänomen, das zu Beginn des Jahrhunderts zunächst durch die Arbeitsmigration aus Mittelost- und Südosteuropa nach Großbritannien, Irland, Spanien und Italien gekennzeichnet war. Mit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 begann dann eine zweite Phase, die einerseits durch starke Umlenkungseffekte gekennzeichnet ist: Mobile Arbeitskräfte, die bisher nach Nordwest- und Südeuropa gewandert waren, kamen nun nach Mitteleuropa, vor allem nach Deutschland. Neben den Umlenkungseffekten begann andererseits aber auch eine Wanderungsbewegung aus den bisherigen Einwanderungsländern Südeuropas, v. a. Spanien und etwas zeitversetzt Italien, die ebenfalls v. a. Deutschland zum Ziel hat. In Deutschland war die Zuwanderung bis dahin faktisch zum Erliegen gekommen. Seitdem ist hingegen eine stetige Zunahme zu beobachten. Der Untersuchung dieser südeuropäischen Zuwanderung widmet sich dieses Buch. Minor hat sich als eine der ersten Institutionen mit der empirischen Erforschung der Neuen Arbeitsmigration aus Italien und Spanien beschäftigt.