Molekulargenetische und zytogenetische Charakterisierung eines Hypopigmentierungssyndroms beim Kamerunschaf
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Viac o knihe
Ziel dieser Arbeit war es, auf molekular- und zytogenetischer Ebene, die Ursache für das Auftreten eines mit Hypopigmentierung assoziierten Letalfaktors in einer Kamerunschafherde aufzuklären. Die insgesamt 5 betroffenen Lämmer wurden fast weiß geboren, zeigten nach relativ kurzer Zeit Anzeichen intestinaler Obstruktion und starben wenig später. Zwei dieser Lämmer standen für eine Obduktion zur Verfügung. Diese ergab eine beträchtliche Dilatation des Cecums, außerdem befand sich noch Mekonium im Enddarm. Die histopathologische Untersuchung von Proben aus verschiedenen Darmabschnitten zeigte morphologisch normale Ganglienzellen in ausreichender Anzahl und Verteilung. DNA-Proben von 2 Merkmalsträgern und von mit ihnen verwandten und nicht verwandten Tieren aus der betroffenen Herde, wurden molekulargenetisch auf Mutationen im Kandidatengen EDNRB untersucht. Die PCR-Amplifikation der codierenden Bereiche des Gens ergab zunächst, dass bei den beiden Merkmalsträgern offensichtlich entsprechende Bindungsstellen für die verwendeten Primer fehlten, während bei allen anderen Herdenmitgliedern alle codierenden Bereiche mittels PCR erfolgreich amplifiziert werden konnten. Weitere Analysen der flankierenden Sequenzbereiche des Gens ergaben, dass die Merkmalsträger homozygot für eine 110 kb große Deletion auf dem Chromosom 10 sind, die das gesamte EDNRB-Gen mit einschließt. Für die vorliegende Mutation wurde weiterhin ein Gentest auf Basis einer Duplex-PCR entwickelt, der es erlaubt, anlagefreie Tiere von Anlageträgern sicher zu differenzieren. Die Analyse aller Proben mit diesem Test ergab, dass alle Mutterschafe, die einen Merkmalsträger geboren hatten, heterozygot für die Deletion waren. Insgesamt war fast die Hälfte der Schafe aus der betroffenen Herde Anlageträger der Mutation. Mit dem Gentest wurden 127 weitere Kamerunschafe aus insgesamt 7 Herden auf das Vorhandensein der Mutation getestet. Dabei konnten keine weiteren Anlageträger der Mutation identifiziert werden, so dass man davon ausgehen kann, dass sich der Defekt auf die betroffene Familie beschränkt und nicht weiter in der Kamerunpopulation verbreitet wurde. Auch auf zytogenetischer Ebene konnten die Ergebnisse der molekulargenetischen Untersuchungen mit Hilfe der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung bestätigt werden. Mutationen im EDNRB-Gen sind bereits bei verschiedenen anderen Spezies im Zusammenhang mit dem Auftreten von Hypopigmentierungssyndromen beschrieben worden. In dieser Arbeit konnte ein derartiger genetischer Defekt zum ersten Mal bei einer Nutztierspezies, dem Schaf, beschrieben und sowohl molekulargenetisch als auch zytogenetisch aufgeklärt werden.