Sonographie
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Viac o knihe
Das Kino und die Filmrezeption werden beherrscht vom Primat der Bilder. Die Akustik – Geräusche, Stimme, Klänge – stehen meist im Dienst des Visuellen. Was aber geschieht, wenn sich der Ton vom Bild emanzipiert? Wenn das Akustische soweit selbstständig wird, dass es eingefahrene Sehgewohnheiten stört oder verändert? Diese Studie zielt darauf ab, an ausgewählten Beispielen der Filmgeschichte den Ton als Erkenntnismedium zu profilieren. Es wird untersucht, wie sich das Akustische aus seiner traditionell nachgeordneten Rolle befreit, so dass ein hermeneutischer Mehrwert für das Verständnis des Films auffällig wird. Die Untersuchung widmet sich den Werken jener Filmautoren, die versuchen, die Dynamik der Sichtbarkeit und die Einschränkung auf das Visuelle zu durchbrechen. In exemplarischen Analysen wird gezeigt, wie die Filmemacher Jacques Tati, Robert Bresson, Jean-Luc Godard, Alain Resnais und Marguerite Duras das Akustische für den Film neu herausfordern und damit semantische, poetologische und zeichentheoretische Systeme in den Filmen entstehen lassen. Dieses filmästhetische Epochenphänomen wird mit dem Begriff der Sonographie erfasst, eines Schreibens mit Tönen, das die Klänge in die Bilder eingraviert. Die akustischen Elemente bilden Texturen aus, die ins Bewusstsein rücken und eine neue auditive Lesart fordern. Einen Film mit anderen Augen zu sehen, würde am Ende bedeuten, ihn mit anderen Ohren zu hören. Gesine Hindemith ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Romanistische Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt.