Mysterienfieber
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Untersuchungen zur Freimaurerei des 18. Jahrhunderts konzentrieren sich meist auf deren politische oder ideologische Rolle in der Durchsetzung von »bürgerlicher Gesellschaft«. Diesem Buch kommt es dagegen auf das an, was den Freimaurern selbst am wichtigsten war: auf das Geheimnis, seine Gebrauchsweisen und die spezifischen Effekte, die es hervorgebracht hat. Die eigentliche Erfindung der Freimaurerei, ihr spezifischer Beitrag zur Geschichte der Moderne liegt nicht auf dem Gebiet der politischen Ideologie oder der moralischen Selbsterziehung; sie besteht in der Verwirklichung einer neuen Geheimnisökonomie, in der Erschließung der Kräfte des Geheimnisses, in der Erprobung seiner Faszinationswirkungen und seiner sozialen Bindekraft, in der Konstruktion einer sozialen Maschine, die mit Geheimnissen läuft. So haben die Freimaurer nicht nur eine schier unüberblickbare Fülle neuer, künstlicher Mysterien hervorgebracht, sie haben dabei auch ein eigenes Wissen von der Herstellung und vom Funktionieren der Geheimnisse entwickelt – so dass man von den Freimaurern vielleicht kein Geheimnis erfahren kann, wohl aber ›wie man ein Geheimnis macht‹. In Gregorys »Mysterienfieber« geht es um dieses technische Know-how der Geheimnisproduktion: um die fundamentalen Akte der Trennung und Abgrenzung, die die Welt der Freimaurerei als eine eigene, künstliche Wirklichkeit konstituieren; um das Spiel des Entziehens und Andeutens, das die Geheimnisse als Objekte des Begehrens konstituiert; um die Schwellensysteme und Schachtelwelten, die dem freimaurerischen Erkenntnisdrang den Weg einer ewigen Suche vorzeichnen; und nicht zuletzt um die spezifischen Subjektivitätseffekte des Logenlebens – vom einfachen Stolz des Mehrwissens und Für-Sich-Behaltens über die zweideutigen Wonnen der Aufopferung und gespannten Erwartung bis zu jenen drastischen Formen der Geheimnissucht, für die bereits die Zeitgenossen das Wort »Mysteriomanie« prägten.