Zwischen Religion und Nation
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Günther van Norden schildert in dieser Biografie den Aufstieg seines Großvaters Jakob aus ärmlichsten Verhältnissen in Ostfriesland zu einem hochgeschätzten Ehrendoktor der Kölner Universität und Vizepräsidenten der Industrie- und Handelskammer. Van Nordens Engagement für den Einzelhandel führte ihn in viele wichtige Positionen und Ehrenämter, die er 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor, da er nicht in die Partei eintrat. Mit der Niederlage des 'Reiches' 1945 begann sein ständiges Nachdenken über die 'deutsche Katastrophe' und über sein Verhalten in der Nazizeit. Jakobs deutsch-nationale Mentalität war offen für viele traditionelle Muster aus dem nationalsozialistischen Weltanschauungsbrei, z. B. für die laut propagierte Wiederherstellung von Macht und Ehre der deutschen Nation durch den 'Führer' Adolf Hitler nach der 'Schande von Versailles', für die Ignoranz gegenüber den liberalen Werten und politischen Leistungen der Weimarer Demokratie, für die unkritische Annahme des Rassebegriffs, d. h. für die Ablehnung des Judentums. Die insgesamt rückwärtsgewandte Gefühls- und Gedankenwelt Jakob van Nordens war ein Ausdruck seines Antimodernismus. Damit war er repräsentativ für eine Mehrheit des konservativen Bürgertums. Es gab nur einen Punkt, der es erlaubt zu sagen, er war kein Nazi: Das war sein tief empfundener christlicher Glaube, der ihn veranlasste, den Nazi-Ideologen öffentlich zu widersprechen. Die vorliegende Biographie ist mit ihrem individuellen Ansatz eine herausragende Ergänzung einer strukturellen deutschen Gesellschaftsgeschichte.