Gateway to India
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Viac o knihe
Indien fern von Goa, Taj Mahal und Shangri-La zeigt das Buch Gateway India. Deutschsprachiges Exil zwischen britischer Kolonialherrschaft, Maharadschas und Gandhi: Zirka 5.000 deutschsprachige Flüchtlinge vor dem Nationalsozialismus überlebten den Zweiten Weltkrieg in Britisch-Indien. Im Gegensatz zu südostasiatischen Kriegsschauplätzen wie Indonesien oder den Philippinen war Britisch-Indien trotz der Bedrohung durch japanische Truppen relativ sicher, dennoch wurde das Leben im indischen Exil von vielen klimatischen, hygienischen, gesellschaftlichen und kulturellen Eigenarten erschwert und die Akkulturation in die britische Kolonialgesellschaft ging oft mit vielen Schwierigkeiten einher. Das Buch zeigt einerseits die Spannungsfelder zwischen britischer Kolonialherrschaft und der politischen indischen Unabhängigkeitsbewegung mit Gandhi als stärkster Symbolfigur im Angesicht der Fluchtbewegungen aus Nazi-Deutschland und später dem besetzten Österreich nach Britisch-Indien. Andererseits konzentriert es sich auf das persönliche Erleben der Exilantinnen und Exilanten, auf ihre Schicksale, die Rahmenbedingungen sowie persönliche wie institutionelle Netzwerke. Aber auch Internierungserfahrungen, die begrenzten geschlechtsspezifischen Arbeitsmöglichkeiten in einer Gesellschaft mit einem Überangebot an billigen Arbeitskräften, die spezielle Rolle von fortschrittlichen Maharadschahöfen wie auch die Akkulturationsschwierigkeiten in einer Herrschaftsgesellschaft, die auf einer künstlich konstruierten Überhöhung der „weißen Rasse“ basiert, finden breite Erwähnung. Das Buch liefert kleine virtuelle Gedenksteine in Form von Kurzbiographien, führt an bisher undokumentierte Zufluchtsorte und präsentiert unzugängliche Dokumente, Manuskripte, Fotos und Listen, welche erstmals viele ExilantInnen in Indien namentlich bezeugen. Literarische Rezeptionen eröffnen Einblicke in psychologische Dimensionen des Exils, nicht nur des Exils in Indien. Der Themenbereich Erinnerungskultur in Form eines fotografisch-dokumentierten Besuches der einzigen Holocaustgedenkstätte in Indien, am jüdischen Friedhof von Chinchpokli, rundet das Buch ab. Bisher unveröffentlichte Zeitzeugenberichte, Quellen aus Privatarchiven und Interviews ergänzten die Materialsuche in Archiven in Indien, Großbritannien und Zentraleuropa. Damit stellt das Buch den weltweit ersten und einzigartigen Versuch dar, das gesamte deutschsprachige Exil in Britisch-Indien und dessen Rezeption einem internationalen Publikum näher zu bringen, und ist Analyse, Materialiensammlung und Gedenkbuch zugleich.