Briefe aus Europa
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Viac o knihe
Die Briefe, die Tagore 1921 von einer Reise, die ihn auch nach Deutschland führte, wo er begeistert empfangen wurde, an den in Indien gebliebenen Freund C. F. Andrews geschrieben hat, sind ein historisches Zeitdokument, das einen unverstellten Blick auf die Persönlichkeit des Dichters gewährt. Wir erfahren, wie er mit Ruhm und Ehre, die ihm kritiklos und im Übermaß entgegengebracht wurden, hadert, wie er sich ein weiteres Mal über eine unangebrachte Äußerung seines Freundes Gandhi aufregen muss und wie er sich nach seinem nichtsnutzigen Dichterleben der Zeit vor dem Nobelpreis zurücksehnt. Bei aller Privatheit der Briefe vernimmt man im Hintergrund stets deutlich das Rauschen der Weltpolitik: blutige Unruhen in Irland, Korea und Indien. In diesem Kontext steht auch die im Anhang erstmals auf Deutsch veröffentlichte Protestnote gegen den Nationalsozialismus, in der Tagore bereits 1934 vor dem Terror des Naziregimes warnt. Und im Schlußsatz läßt der Dichter als sein persönliches Credo das schöpferische und ketzerische Individuum hochleben.