Adelige Frauen als Pionierinnen der Berufsbildung
Autori
Viac o knihe
„… schlich ich mich doch tatsächlich verstohlen an einem warmen Sonntag im April letzten Jahres während der Mittagsstunde des Personals … mit einem Spaten und einer Harke hinaus und hob fieberhaft ein kleines Stück Boden aus, wühlte die Erde um, säte heimlich Prunkwinden und rannte völlig erhitzt und schuldbewusst wieder zurück ins Haus, ließ mich in einen Sessel fallen, hinter ein Buch verschanzt, um meinen guten Ruf zu retten. Und warum darf man das nicht? Es ist nicht anmutig und es macht einen heiß; aber es ist eine gesegnete Art von Arbeit …“ (Elizabeth von Arnim) Den Weg für Frauen zu bahnen, eine erwünschte, sinnvolle Arbeit leisten zu dürfen, auch wenn sie körperlich anstrengend war und bei Sonne und Wind stattfinden musste, daran war die preußische Offizierstochter Ida von Kortzfleisch gemeinsam mit gleich gesinnten nichtadeligen Frauen wesentlich beteiligt. Um Frauen zu ermöglichen, ein – auch wirtschaftlich – selbstständiges Leben zu führen, wandte sie sich gegen traditionelle Vorstellungen von einem „guten Ruf “. Sie forderte vielmehr, einen Beruf ergreifen zu können und eine qualitätvolle Berufsausbildung. Die Autorin weist nach, dass adelige Frauen aus verschiedenen Adelsgruppen schon am Ende des 19. Jahrhunderts interessiert an einer Berufsausbildung waren. Mit dem Gebiet der ländlichen Hauswirtschaft erschlossen sie sich außerhäusliche und standesübergreifende Berufsfelder. Adelige Frauen trugen dazu bei, einen neuen Schultypus zu etablieren: die Wirtschaftlichen Frauenschulen auf dem Lande des Reifensteiner Verbandes. Deren Profil war an adeligen Werten orientiert, die sich nicht ständisch exklusiv entfalteten. Die Autorin geht den Motiven und den neuen Lebensformen adeliger Frauen nach. Darüber hinaus werden Ida von Kortzfleisch, Elly Gans Edle Herrin zu Putlitz, Ruth von Kalckreuth, verheiratete Steiner, Agnes Freiin von Dincklage und Elsbeth von Oppen beispielhaft in Lebensbildern vorgestellt.