Das Ende des Zeitalters der Kulturen

Viac o knihe

Die These vom Ende des Zeitalters der Kulturen basiert auf zwei Prämissen: Erstens wird angenommen, dass alle Kulturen ihren Ursprung in der Religion haben; diese ist das Primäre, aus dem Kultur entsteht. Jede Kultur bleibt in ihren Erscheinungen auf die Religion zurückbezogen und wird durch sie geprägt. Zweitens haben wahre Kulturgüter stets einen transzendenten Hintergrund, der über die vordergründige Welt hinausweist. Diese Transzendenz muss nicht unbedingt göttlich sein; sie kann auch in der Darstellung des Allgemeinmenschlichen oder in harmonischen Kompositionen liegen, die ideale Werte andeuten. Im Gegensatz dazu fallen bloße Gesellschaftsanalyse oder Experimentieren mit Materie und Form nicht unter den Kulturbegriff. In den letzten 200 Jahren haben Technisierung und Globalisierung zu einer Entfremdung von Religion und Kultur geführt, sodass wir heute in einem zivilisatorischen Zeitalter leben. Der Mensch entwickelt sich vom religiösen zum nichtreligiösen Wesen; während im 18. Jahrhundert Frömmigkeit vorherrschte, dominiert im 20. Jahrhundert der Fortschrittsglaube. Diese Veränderungen markieren einen tiefgreifenden Einschnitt in der Menschheitsgeschichte, vergleichbar mit dem Beginn des kulturellen Zeitalters. Die Ursachen, Folgen und Bedeutungszusammenhänge dieses Phänomens werden ausführlich erörtert.