Von der Resonanz zur Bindung

AuszugIn diesem Buch folgen wir den Spuren, die der Hörsinn in unserer persönlichen und evulotionsbiologischen Entwicklung hinterlassen hat. Der Säuglingsforscher Daniel Stern sagt in seinem Werk “Tagebuch eines Babys”: “Anfangs glaubte ich, dass man das kindliche Erleben durch einen rein intellektuellen Ansatz erforschen könnte. Ganz allmählich wurde mir jedoch bewusst, dass mein Interesse an diesem Thema nicht auf Neugierde beruhte. Es waren die Anfänge, denen ich auf die Spur kommen wollte, weil sie mich zum eigentlichen, zum innersten Wesen der menschlichen Natur führen sollten: Schließlich sind wir alle einmal Kinder gewesen”. 1 Wir verfolgen einen verwandten Ansatz: Einerseits stellen wir Erkenntnisse der frühkindlichen Entwicklung, den Aufbau und die vielfältigen Funktionen des Hörsinns vor. Und gleichzeitig sprechen wir immer auch über persönliche Erfahrungen und die Geschichten vieler Kinder und Erwachsener, die zu uns in die Hörtherapie gekommen sind. Das Buch ist wie eine Spirale gestaltet. In den ersten Kapiteln tauchen bereits die Grundthemen auf, mit denen wir uns im weiteren Verlauf des Buchs beschäftigen. Diese Themen werden immer wieder wie mit einem Zoom erweitert und vertieft. Teil 1 liefert die Grundlagen der menschlichen Fähigkeit für Resonanz und Bindung. Es geht um unser Vermögen, uns aufeinander einzuschwingen und miteinander in Kontakt zu treten. Der Hörsinn ist eines der wichtigsten Werkzeuge hierfür. Teil 2 erklärt zunächst Theorie und Ablauf der Systemischen Hörtherapie, um dann in einigen Fallbeispielen auch die Praxis unserer Arbeit nahe zu bringen. Gerade diese Fallbeispiele können für Menschen, die eine Hörtherapie für ihre Kinder oder sich selbst erwägen, besonders interessant sein. Teil 3 wendet sich mit seiner methodologischen Vertiefung besonders an die Fachleute. Um einen guten Lesefluss zu ermöglichen, haben wir uns beim Schreiben überwiegend für den Gebrauch der männlichen Form bei Worten wie “Therapeut”, Klient” oder “Patient” entschieden. Wir meinen dabei immer sowohl Therapeutin wie Therapeut und Patientin wie Patient. Den Diskurs um Theorie und Praxis der Systemischen Hörtherapie führen wir auf der Basis der uns heute bekannten Literatur. Die Forschung geht weiter und wir sind dankbar und offen für weitere Anregung und Diskussion.