Von Brennpunkt zu Brennpunkt - Georg Tappert
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Georg Tappert (1880-1957) ist eine der zentralen Künstlerpersönlichkeiten im Berlin der 1910er bis 1930er Jahre. Nach einem Akademiestudium in Karlsruhe und einigen Jahren in Worpswede gründet er in der Hauptstadt die Neue Secession, in der sich die modernen Künstler sammeln. Seit seiner frühen Zeit ist Tappert ein ebenso leidenschaftlicher Zeichner wie Maler und Graphiker. „Tapfres Draufgängertum. Kein dekadentes Genießertum. Wer kann die Erde mehr lieben als der Künstler? Wer das Fleisch herzlicher begehren, ja jubelnd würdigen als der Maler? Entfernt uns nicht vom Hier: es ist wundervoll. Plastisch am begreifbarsten“, dichtet in expressionistischer Hochstimmung Theodor Däubler über Georg Tappert. Dessen unverblümt zupackende Aktzeichnungen der Nackttänzerin Betty stehen der Prüderie der Wilhelminischen Ära provokant entgegen. In den Jahren des Ersten Weltkriegs und der revolutionären Nachkriegszeit spiegeln Tapperts Werke neue Impulse des Kubismus und seine Suche nach Orientierungen in einer Welt von Untergang und Aufbruch. Neben religiösen Themen beschäftigen ihn Landschaften und das Ideal der Badenden in der Natur. Doch schon bald kehrt er zum Zentrum seiner Kunst zurück: dem unverfälschten Bild des Menschen seiner Zeit, den er in den sogenannten Goldenen Zwanziger Jahren auf den Straßen, in den Cafés, Nachtclubs und Zirkussen beobachtet. Wie besessen zeichnet er vor allem die Frauen in ihren verführerischen Rollen und in ihrer Melancholie inmitten der Vergnügungen. Die Zeichnung in meisterlicher technischer und handschriftlicher Fülle wird zum entscheidenden Medium seiner Kunst. Nach 1937 ist Tapperts engagierter Humanismus unter dem Nationalsozialismus unerwünscht. Tappert wird als Professor entlassen und zieht sich in die innere Emigration und auf die vom Menschen befreite Landschaftsdarstellung zurück. Bald gibt er die künstlerische Arbeit endgültig auf und widmet sich nach 1945 ausschließlich der Ausbildung einer neuen Generation.