Alltag und Lebenswelt von heimatlosen Armen
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Viac o knihe
Das Alltagsleben der sozialen Unterschichten im 19. Jahrhundert in Westfalen am Beispiel der sogenannten Landarmen ist Thema dieser Arbeit. Diese rechtlich heimatlosen Bedürftigen wurden auf Grundlage des preußischen Armenpflegegesetzes vom 31. Dezember 1842 von der jeweiligen Provinz als Arme des Landes unterstützt. Ausgangspunkt der mikrogeschichtlichen Studie waren die knapp 1000 erhaltenen Insassenakten des Landarmenhauses der Provinz Westfalen, das von 1844 bis 1891 in Benninghausen bei Lippstadt bestand. Diese Akten enthalten nicht nur behördliche Dokumente, sondern auch eine Vielzahl von biografischen Schriftstücken und Selbstzeugnissen der Landarmen. Durch diese einzigartigen, hier erstmals bearbeiteten Quellen konnte die alltägliche Lebensrealität von Unterschichtenangehörigen, die sonst in der historischen Überlieferung kaum greifbar ist, rekonstruiert und analysiert werden. Ausgehend vom Konzept eines sozialen Kräftefeldes, das nicht nur Herrschern, sondern auch Beherrschten Handlungs- und Gestaltungsmacht zugesteht, nimmt die Autorin die individuellen ebenso wie die kollektiven Handlungs- und Überlebensstrategien der Landarmen selbst in den Blick. Dies bezieht sich auf das Leben vor bzw. nach der Phase der Bedürftigkeit ebenso wie auf die Zeit, die Landarme in der Anstalt Benninghausen verbrachten. Im Zentrum der Studie stehen die Interaktionen zwischen den Landarmen und den sich formierenden Fürsorgebehörden, dem Anstaltspersonal, den Angehörigen, Freunden und Arbeitgebern sowie den privaten Verpflegern im Umkreis des Landarmenhauses Benninghausen.