AufBRUCH - 9. November '89
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Viac o knihe
Im Herbst 1989 schwoll die Briefflut an die Tageszeitungen in der krisengeschüttelten DDR an. So auch am 9. November an die 'Junge Welt'. Ihre Leser schrieben, ohne zu ahnen, dass abends ein Genosse Schabowski während einer Pressekonferenz die Staatsgrenze öffnen würde. Sonst wären einige Zuschriften vermutlich anders ausgefallen. Aber auch so offenbaren sie mit kritischen Meinungen zum Erscheinungsbild des Sozialismus eine neue Qualität. Die Leser erwarteten Antworten auf dessen und ihre eigene Perspektive. Etliche bekannten sich zu seiner Erneuerung, votierten für eine flexiblere Ökonomie und für die öffentliche Diskussion. Andere wollten ausschließlich selbstbestimmt leben, freilich mit dem Wegweiser zu den Ämtern, um ihre Rechte einzufordern. Einige hielten das sozialistische Experiment für gescheitert. Manche schienen die Brisanz des Geschehens nicht zu spüren, reichten nach altem Muster weiterhin Vorschläge ein. Euphorie wechselte mit Verunsicherung, aber ein Mauerfall stand nicht zur Debatte.