Der individuelle Mythos des Neurotikers oder Dichtung und Wahrheit in der Neurose

Viac o knihe

Lacan lernt viel von Claude Lévi-Strauss, insbesondere über die symbolische Struktur, die das Soziale, Verwandtschaftsbeziehungen, Ideologie und individuelle Weltanschauungen umfasst. Diese Struktur beeinflusst auch sinnliche Beziehungen und familiäre Komplexe. Im Anschluss werden imaginäre Szenarien wie Mythen und Riten betrachtet, die dazu dienen, Widersprüche der ökonomischen und sozialen Realität zu verschleiern. Eine zentrale Lektion ist, dass sich diese Formationen transformieren und dabei mathematischen Gesetzen folgen. Lacan integriert diese Erkenntnisse in die Psychoanalyse. Im Kampf mit einem unmöglich zu symbolisierenden Realen schafft das Subjekt phantasmatische Szenarien, die stilisiertes Verhalten inszenieren und manchmal von Wahn begleitet sind. Durch den Vergleich des Freud’schen Falls des „Rattenmanns“ mit Goethes Jugendliebe zur schönen Friederike wird die Formel für die Phantasievorstellung des Neurotikers offenbart: Bei innerer Einheit verdoppelt sich der Sexualpartner; bei Erreichen der Einheit im Liebesleben erscheint ein narzisstisches Double. Zwei weitere Texte ergänzen den Vortrag: einer über die religiöse Funktion des Symbols, der zu einem tiefgründigen Dialog mit Mircea Eliade führt, und eine Frage von Lévi-Strauss zur Beziehung zwischen Mythen und der konkreten Struktur primitiver Gesellschaften.