Achsenzeit

Achsenzeit lautet der Titel einer Serie von sieben Gemälden von 2005 – 2007, deren Malprozess Sigmar Polke fotografisch dokumentiert hat. Für dieses Buch hat er 187 seiner Fotografien ausgewählt, die als farbige Tafeln durchgehend ganzseitig abgebildet sind. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen macht Polke die Materialität der Bilder und ihre strukturelle Vielschichtigkeit sichtbar. Sigmar Polke hat den gesamten Entstehungsprozess des Buches, das deutlich wie selten zuvor Analogien zu seinem Gesamtwerk herstellt, begleitet. Achsenzeit ist eine Referenz an Karl Jaspers, der damit die Zeit zwischen 800 und 200 v. Chr. bezeichnet, in der die Welt ausgehend vom Prinzip der Transzendenz neu gedacht wurde. Transzendenz, die Überschreitung von Grenzen, findet in den Achsenzeit-Gemälden in besonderem Maß ihren Niederschlag. Polke greift auf vielfältige Substanzen zurück, von Lacken und Pigmenten, über Stoffe aus der Fotochemie, Gold und Silber, bis zu Mineralien wie Lapislazuli oder Malachit – Referenzen an alchemistische Transformationsprozesse und Erweiterungen der malerischen Mittel, mit denen der Künstler das Bild unterläuft: Ändert sich der Standpunkt oder die Beleuchtung, ändert sich das Erscheinungsbild des Gemäldes. 2007 zeigte Robert Storr die großformatigen Achsenzeit-Gemälde (300 x 480 cm) in der Ausstellung Think with the Senses – Feel with the Mind: Art in the Present Tense auf der 52. Biennale von Venedig.