Indien
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Dietmar Rothermund: Das politische System Indiens Indiens politisches System entwickelte sich im Freiheitskampf. Von der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre hart getroffen, liefen die Bauern der Kongresspartei zu und unterstützten später das „Kongress-System“ einer durch freie Wahlen legitimierten Einparteiherrschaft. Es wurde in jüngster Zeit durch nationale Koalitionen abgelöst. Der Föderalismus hat das politische System gestärkt, eine aktive Richterschaft den Respekt der Bürger erworben. Die Armee ist stets unter ziviler Kontrolle geblieben. Das Wirtschaftswachstum fördert die Stabilität des politischen Systems, fordert aber auch seine Kraft heraus. Uwe Skoda: Kaste, das Kastensystem und die Scheduled Castes Kaum ein anderes Thema wird in Indien derartig emotional diskutiert wie Kaste. In dieser kurzen Darstellung der Problematik wird zunächst auf Kaste als Fremdzuschreibung in Bezug zu den indigenen Kategorien hingewiesen, bevor die Ideologie des Kastensystems, der Wert der Reinheit, aber auch der Einfluss des Kolonialismus, die besondere Stellung der „Kastenlosen“/„Scheduled Castes“ und schließlich die Veränderungen von Kaste am Beginn des 21. Jahrhunderts, unter den Bedingungen eines beschleunigten wirtschaftlichen und politischen Wandels, vorgestellt werden. Christian Wagner: Der Kaschmirkonflikt Der Streit um die Zugehörigkeit Kaschmirs prägt das indisch-pakistanische Verhältnis seit der Unabhängigkeit 1947. Bis heute haben beide Staaten drei ihrer vier Kriege über diesen Konflikt geführt. Seit den Atomtests vom Mai 1998 besteht auch die Gefahr einer nuklearen Eskalation dieser Auseinandersetzung. Durch ihre Annäherung 2003, den Beginn des Verbunddialogs 2004 und den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sind die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan mittlerweile so gut wie nie zuvor in der über sechzigjährigen Geschichte beider Staaten. Die Entspannung und Ausweitung der bilateralen Beziehungen sollte sich auch positiv auf die politische Entwicklung in Kaschmir niederschlagen. Joachim Betz: Weltwirtschaftsmacht Indien? Fördernde und hemmende Faktoren nachhaltiger wirtschaftlicher Dynamisierung Die Erfolge der Anfang der 1990er-Jahre eingeleiteten Wirtschaftsreformen werden vor dem Hintergrund der staatswirtschaftlichen Entwicklung Indiens seit der Unabhängigkeit nachvollzogen, bevor detailliert auf Reformdefizite und -barrieren eingegangen wird. Klaus Julian Voll: Mehr als südasiatischer Akteur? Indische Außenpolitik Das Ende der Sowjetunion und faktisch auch der Blockfreienbewegung führte seit 1991 zu einer nüchternen Bestandsaufnahme der indischen Interessen in Südasien, Asien und weltweit, begünstigt durch hohes wirtschaftliches Wachstum und den 1998 offiziell erreichten Nuklearstatus. Die asiatische Großmacht agiert auf der Grundlage militärischer Stärke unabhängig innerhalb eines regionalen Krisenbogens und misst sich vorrangig an ihren Beziehungen gegenüber den USA, China, Japan, ASEAN sowie Europa und Russland.