Spuren lesen
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Viac o knihe
Unsere Welten, die materielle wie die geistige, sind von Spuren durchzogen. Diese zeugen von Naturereignissen jeglicher Art und jeglichen Ausmasses, aber auch von Lebewesen jeder Art und jeder Grösse. Und wo der Mensch aktiv wird, aufbauend oder zerstörend, vervielfachen sich die Spuren: in der Aussenwelt, im Atelier, im Büro und im Labor, in der Erinnerung und im Seelenleben der Nächsten, aber auch im Reagenzglas und im mikroskopischen Bereich der Teilchenphysik. Überall in und um uns finden sich Spuren von Vorgängen, Tätigkeiten, Erlebnissen und Erfahrungen, Krankheit und Unfällen, Glück und Elend. Und es ist zumindest beunruhigend, ja geradezu widernatürlich, wenn ein Ereignis keine Spuren hinterlässt oder wenn Dinge und Menschen spurlos verschwinden. Ob sichtbar oder im Unterbewussten vergraben, ob bloss erahnt oder klar erfasst, bilden Spuren ein Gegenwärtiges, das von etwas Vergangenem zeugt und zugleich auf etwas Zukünftiges verweisen kann. Sie werden jedoch erst bedeutsam, wenn jemand sie beachtet, liest und interpretiert. Und das ist eine der wesentlichen Tätigkeiten des Menschen. Was er auch anstrebt, sucht, unternimmt, wissen will, er kommt nicht darum herum, Spuren zu deuten, sie zu verfolgen. Und sollte er sie verloren haben, wird er alles daran setzen, sie wieder aufzunehmen. Medizin in erster Linie und Psychiatrie, aber auch Philosophie der Sprache und der Wissenschaften, Literaturwissenschaft, Ethnologie, Kunde von Afghanistan: Vertreter der verschiedensten Disziplinen suchen nach Spuren, lesen Spuren und erörtern deren Wesen, Funktion und Bedeutung.