Delirium und Wahn
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Viac o knihe
In Burkhart Brückners umfangreicher Arbeit werden Selbstzeugnisse von Menschen untersucht, die „wahnsinnig“ wurden. Die besondere Art, wie diese, auch berühmten, Menschen ihre (vermeintliche) Psychose ‚wahr‘-nehmen und beschreiben, wird auf der Zeitbahn von der Antike bis zum 20. Jahrhundert belegt. Vielschichtig sind die Untersuchungen, vielfältig die Blickrichtungen (medizinisch, philoso-phisch, kultur- und sozialhistorisch): auf individuelle Wahnsinnserfahrungen, Publikationsmoti-ve, lebenspraktische Argumente (während oder nach deliranten Erfahrungen), auf Zwangsmaß-nahmen und psychiatrisches Asyl, auf das Problem der psychiatrischen Deutung der authenti-schen Dokumente in den einzelnen Epochen und Ländern (z. B. England, Frankreich, Deutsch-land). Vier Typen von Fallbeispielen bilden sich heraus: Kooperation und Souveränität als „erfolgrei-che“, Distanz und Isolation als „scheiternde“ Kategorien. Die zahlreichen Einzelfälle werden vom Verfasser ausführlich interpretiert, mit dem Ergebnis einer höchst beeindruckenden Auswertung: Übertragungen gegenwärtiger Konzeptionen von Wahnkrankheiten auf Krankheitsbilder aus Antike, Mittelalter und früher Neuzeit haben zwar Gemeinsamkeiten mit den in diesen Epochen existierenden Vorstellungen, jedoch hatten in früherer Zeit – oftmals in bemerkenswerter Weise – Bilder von Delirium und Wahn andere, engere oder weitere Bedeutungen. Das Gesamtwerk dokumentiert den Kulturbegriff Wahn, zeigt den faszinierenden Zusammen-hang von Leben und Schrift, führt Menschen mit besonderen Persönlichkeitseigenschaften vor, die durch ihr zutiefst Menschliches zum Werdegang der Psychiatrie und Klinischen Psychologie als Wissenschaften entschieden beigetragen haben. Psychiatern, Psychiatriehistorikern, Psychologen, Kulturwissenschaftlern, Historikern, Literatur-wissenschaftlern, Philosophen und Psychoseerfahrenen sei dieses Werk empfohlen.