Mythos Arminius
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Im Jahre 9. n. Chr. wurde die unschlagbare römische Armee von eigentlich militärisch unterlegenen Germanen so vernichtend geschlagen, dass sich das römische Imperium hinter der Rheinlinie zurückzog. Im Mittelalter war das Ereignis so gut wie vergessen. Erst 1500 später entdeckten humanistische Gelehrte die römischen Berichte vor allem des Tacitus wieder. Die Varusschlacht und „Hermann der Cherusker“ wurden zu einem Mythos. Schon früh instrumentalisierten deutsche Patrioten das Ereignis, um eine glorreiche vaterländische Vergangenheit zu konstruieren. Aus Arminius wurde Hermann, während man Schlacht und Sieger zu mythischen Vorbildern für die jeweiligen tagespolitischen Auseinandersetzungen beförderte: Im 16. Jahrhundert war der Gegner die römische Kirche, seit dem 17. Jahrhundert dann zunehmend das kulturell und politisch mächtige Frankreich. In den deutschen Befreiungskriegen 1812-15 ernannte man Hermann zum ideellen Führer im Kampf gegen Napoleon, später zum Gründungsvater der deutschen Nation - in aggressiver Abgrenzung zum „Erbfeind“ Frankreich. Nach 1918 wurden Hermann und sein Denkmal als symbolische Waffen gegen die demokratische Republik missbraucht und in den Dienst einer völkisch-nationalen geistigen Aufrüstung gestellt. Diese setzte sich im Dritten Reich fort und verband sich mit der NS-Ideologie von der biologisch überlegenen nordischen Rasse. Daneben gab es auch eine „europäische Kariere“ des Arminius und der Varusschlacht: Französische Schriftsteller entdeckten den Stoff im 17. Jahrhundert für die internationale Bühne, zahlreiche Opern bemächtigten sich des Themas und der französische Aufklärer Montesquieu sah die damals bewahrte Freiheit der Germanen als Grundstein der europäischen Verfassungsgeschichte. Hunderte von Opern, Theaterstücken, Romanen, Kunstwerken feierten Arminius/Hermann als galanten Liebeshelden, machtvolle Führergestalt, Kriegshelden oder als nationales Symbol der Deutschen. Immer wieder wurde er mobilisiert, um die wehrhafte Einigkeit der Deutschen gegen wahre oder eingebildete Feinde zu beschwören – bis er 1945 von seinem nationalistischen Sockel gestürzt als ausgedienter Nationalheld übrig geblieben ist. Im Jubiläumsjahr 2009 wird an mehreren Orten das Ereignis der Varusschlacht gewürdigt, Grund genug, über die vergangene und vielleicht auch die zukünftige Rolle nationaler Mythen nachzudenken. Arminius als Symbolfigur für das deutsche Selbstbewusstsein sowie der Mythos von den edlen und wehrhaften Germanen haben entscheidend das Selbstbild der Deutschen geprägt und auf dem Weg zur Nationenbildung begleitet. Das Buch vereint eine große Zahl von ausführlichen Quellentexten und kommentierten Bildern - davon viele erstmalig veröffentlicht - die ein facettenreiches Bild des deutschen Nationalhelden über 500 Jahre deutscher und europäischer Geschichte widerspiegeln.