Der Bismarck-Mythos
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Bismarcks langer Schatten – der politische Gebrauch einer Legende Wie kein zweiter deutscher Staatsmann hat Otto von Bismarck Generationen von Deutschen fasziniert und ihre politischen Vorstellungen beeinflusst. Robert Gerwarth zeichnet Entstehung und Entwicklung des Bismarck-Mythos nach, der die politische Kultur Deutschlands seit dem Kaiserreich wesentlich prägte und mit dem wachsenden Wunsch nach einem neuen »charismatischen Führer« Hitler den Weg zur Macht erleichterte. Die Erinnerung an Bismarck (1815-1898) diente in der Weimarer Republik vor allem antidemokratischen und nationalistischen Strömungen als Instrument zur Verbreitung ihrer Ideologie. Versuche der politischen Linken, mit der Rückbesinnung auf den ersten Kanzler des Deutschen Reichs Unterstützer für die Demokratie zu mobilisieren, blieben dagegen ohne große Resonanz. Mit der Stilisierung Otto von Bismarcks zum Retter wurde vielmehr die Sehnsucht nach einem »charismatischen Führer« angeheizt, die Hitler erfolgreich für sich nutzen konnte. So wurde der Bismarck-Mythos von entscheidender Bedeutung für die Schwächung der ersten deutschen Republik. Auch nach 1945 endete der Kampf um die Deutung des »Eisernen Kanzlers« nicht: In Ost- und Westdeutschland diente die Legendenbildung um Bismarck sowie der Streit um seine Leistungen und Fehler stets politischen Zwecken. Robert Gerwarth belegt mit seiner Studie überzeugend und präzise, welche Sprengkraft der Bismarck-Mythos für die politische Kultur im 20. Jahrhundert besaß. • Bismarck zählt auch heute zu den beliebtesten Deutschen.• Über den gefährlichen Wunsch nach einem »starken Mann« im Staat.