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Während Sokrates schweigt beginnt die Geschichte der Philosophie zum zweiten Mal. Platon läßt in seinem Dialog Sophistes einen gewissen 'Fremden aus Elea' im Gespräch mit dem jungen Theaitetos en passant wesentliche Phasen der Geschichte der Philosophie erzählen: die Anfänge bei den Denkern in Milet und Teile der bewegten Gegenwart im Griechenland Sokrates’ und Platons. Das ist bereits bei oberflächlicher Lektüre des Textes unübersehbar und auch sattsam bekannt. Der Dialog Sophistes führt dem Leser ferner die Krise eines angeblich mit Parmenides von Elea gerade begonnenen Seinsdenkens vor Augen. Dieser Beginn markiert aber zugleich das Ende eines von da an in Vergessenheit geratenen, an der Differenz orientierten Denkens, dessen Tradition sich von Thales von Milet über Xenophanes hin zu Parmenides verfolgen läßt. Dieses Denken findet in Sokrates und Platon seine Vollendung. Den Fremden aus Elea läßt Platon für das Mißverstehen und umdeutende Beenden dieser Philosophie der Differenz stehen. Er zeigt das Ende eines inzwischen vergessenen Wegs sowie Beginn und Zukunft eines mittlerweile Denkgeschichte gewordenen Irrwegs, der auf Differenzvergessenheit beruht. Das ist weniger offensichtlich, sehr viel bemerkenswerter und viel weniger bekannt. Dieser unerhörte Vorgang wird hier zu zeigen sein, indem wir uns erstens mit den Voraussetzungen des Dialogs Sophistes beschäftigen: dem Anfang der Philosophie, und zwar sowohl theoretisch-systematisch als auch historisch. Wir werden fragen müssen, wie Philosophie beginnt, wie überhaupt irgend etwas beginnt und ob diese theoretischen Vorüberlegungen mit dem tatsächlichen Anfang des Denkens bei Thales von Milet übereinstimmen. Vor diesem Hintergrund wollen wir zweitens das Lehrgedicht des Parmenides richtig verstehen und auf dieser Grundlage überprüfen, ob das vom Eleatismus und darauf aufbauend das von den Nachfolgern entworfene Bild des Parmenideischen Denkens dem Sinn des Lehrgedichts entspricht, um schließlich drittens derart gerüstet, die behauptete historische Wende des Denkens im Text des Sophistes nachweisen zu können. In keinem seiner Dialoge läßt Platon den anwesenden Sokrates so lange und so beharrlich schweigen. Sokrates, der sonst die Gespräche führt, Irrtümer widerlegt und der Wahrheit ex negativo den Weg bereitet, folgt jetzt kommentarlos den Ausführungen jenes Fremden aus Elea. Was der sagt, bleibt unüberprüft. Es ist, als ob Platon den Lesern des Dialogs selbst die Rolle des Sokrates aufnötigen will. Wird der Leser, der ja nicht bloß liest, sondern als Denkender mehr oder weniger die Geschichte der Philosophie fortschreibt, diese Prüfung bestehen? Aus dem Schweigen des Sokrates darf eins nicht gefolgert werden: Platons Zustimmung zu den Ausführungen des Fremden aus Elea. Vielmehr scheint eine deutliche Verbindung, ja nachgerade eine Notwendigkeit zwischen dem Schweigen des Sokrates und der Debatte im Sophistes zu bestehen: Das Denken nach und ohne Sokrates ist selbst Thema des Dialogs. Werden die Leser in der Lage sein, Grundzüge und Strukturen des falschen Neuanfangs zu erkennen? Wird die Philosophie an dieser Aufgabe historisch scheiternd selbst zur Sachverwalterin eines proton pseudos der Philosophie? Die Herausforderung des Sophistes ist immer noch dieselbe wie vor zweieinhalbtausend Jahren. Denn Sokrates schweigt zum Denken ohne ihn damals wie heute.
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Während Sokrates schweigt ..., Moth Stygermeer
- Jazyk
- Rok vydania
- 2005
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Platobné metódy
Nikto zatiaľ neohodnotil.