Wahl ohne Sieger

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Ein Landtag wird gewählt, bleibt jedoch fast zwei Jahre lang ohne neue Regierung. Das bis dahin regierende CDU-Kabinett unter Ministerpräsident Franz-Josef Röder bleibt gemäß der Verfassung im Amt, ohne neu legitimiert zu sein. Diese außergewöhnliche Situation stellt das Demokratieverständnis der Wähler und politischen Akteure auf die Probe. Eine solch lange Phase ohne Mehrheitsfindung im Landtag ist in der Geschichte der Bundesrepublik einmalig und wird als „Skandal“ wahrgenommen. Am 4. Mai 1975 fand die fünfte Landtagswahl im jüngsten deutschen Bundesland statt, an der fünf Parteien teilnahmen. Nur die CDU, SPD und FDP hatten realistische Chancen auf den Einzug. Aus einem prognostizierten Kopf-an-Kopf-Rennen entstand ein Patt: 25 Abgeordnete der CDU standen 22 der SPD und 3 an die Sozialdemokraten gebundene FDP-Mandatsträger gegenüber. Diese Studie analysiert diese Ausnahmesituation und bietet Erkenntnisse über die Regierungsbildung auf Länderebene sowie die Wechselwirkungen zwischen Landes- und Bundespolitik. Das Patt im Saarland ist ein Lehrstück des demokratischen Parlamentarismus, das nicht nur historisch, sondern auch aktuell relevant ist, wie die jüngsten Entwicklungen in Schleswig-Holstein zeigen. Tanja Moser-Praefcke M. A. studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft an der Universität Bayreuth und der Universität des Saarlandes.