Die Bauten des Stauferkaisers Friedrichs II.

Unter den zahlreichen Bauten, die unter der Herrschaft des Stauferkaisers Friedrichs II. (1194–1250) entstanden, sind einige besonders durch ihre Gestaltung hervorgehoben, die fast ausschließlich von ästhetischen Kriterien bestimmt zu sein scheint. Es handelt sich hierbei um Castel del Monte, das Turmkastell von Lucera, das Brückentor zu Capua sowie um die drei Kastelle von Syrakus, Augusta und Catania auf Sizilien. Die Frage nach Zweck und Bedeutung dieser Bauten wurde in der nunmehr über zweihundert Jahre währenden Erforschung friderizianischer Kunst immer wieder gestellt. Eine konsequente Untersuchung unter stilkritischen, ikonographischen und ikonologischen Aspekten blieb jedoch bisher aus. Um diesem Desiderat zu begegnen, widmet sich die vorliegende Arbeit der Problematik, ob an den genannten Bauten Kaiser Friedrichs II. eine spezifische Formensprache festzustellen ist und welcher Bedeutungsgehalt dieser gegebenenfalls innewohnt. Aufbauend auf Forschungsgeschichte, Baugeschichte, Restaurierungsberichten und eingehenden Beschreibungen werden sowohl Baugestalt als auch Detailformen hinsichtlich ihrer kunsthistorischen Tradition sowie ihrer Einbettung in ihr historisches, geistesgeschichtliches und kulturelles Umfeld mit den Arbeitsweisen der Ikonologie überprüft. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen erweisen die Bauten des Stauferkaisers als Träger von Bedeutungsgehalten, welche über eine Formensprache transportiert werden, der ein präzises ikonologisches Konzept zugrunde liegt. Dieses speist sich aus bedeutsamen Traditionen der antiken und mittelalterlichen Kunst, zahlreiche Rezeptionen manifestieren die Wertschätzung historisch bedeutsamer Formen aus sakralem und imperialem Kontext. Geistesgeschichtliche Topoi wurden hier durch ihre Transformierung in gebaute Architektur materialisiert. Aus den gewonnenen Erkenntnissen ist die Hypothese ableitbar, dass diese Bauten im Auftrag des Kaisers als Repräsentation seiner Staatsidee errichtet wurden, in der die Sakralisierung des Reiches einen zentralen Bestandteil darstellte.