Zwischen Gletsch und Horschigel

Die Schrift entstand ursprünglich als Niederschrift für die Familie, um das Wissen über unsere Vorfahren weiterzugeben. Mir wurde bewusst, dass ich meine Mutter als letzte Ansprechpartnerin der vorhergehenden Generation viel zu wenig befragt hatte. Vielleicht interessiert es eines Tages unsere Kinder und Enkel, wo ihre Wurzeln liegen und wo ihre Vorfahren lebten und wirkten. Diese Niederschrift hat sich von einer Familien- zu einer Dorfchronik entwickelt und beschreibt die Lebensumstände unserer urkundlich erwähnten Vorfahren im Raum Kuttendorf-Liebeschitz-Auscha-Leitmeritz in Nordböhmen über 300 Jahre. Sie führt zu den Ereignissen von 1938, die genau 300 Jahre nach der ersten Erwähnung unseres Ahnherrn Paul Ringel in Kuttendorf große Umwälzungen mit sich brachten, die die Familie und den Ort schwer trafen. Bereits 1638 gehörten 18 Anwesen in Kuttendorf zur Herrschaft Liebeschitz, und 1640 waren es bereits 25 Anwesen. Das Dorf galt im Dreißigjährigen Krieg als wohlhabend und war Sitz einer der sieben Richtereien der Herrschaft, die etwa 60 Ortschaften umfasste. Ein direkter Vorfahre war Anführer der Bauernerhebung von 1680 in Nordböhmen und wurde von einer kaiserlichen Kommission verurteilt und hingerichtet. Diese historischen Entdeckungen weckten meine Neugier und führten mich dazu, das Puzzle der Vergangenheit zusammenzusetzen, auch wenn Kindheitserinnerungen und Emotionen manchmal meinen Blick trübten.