Bildwirklichkeiten
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Die pragmatischen Grundlagen der Bildenden Kunst am Beispiel der Malerei. Am Beispiel der Malerei erinnert Martin Warnke an die pragmatischen Grundlagen der Bildenden Kunst: Maler werden im Mittelalter, wie schon in der Antike, zu den Handwerkern gezählt. Sie arbeiten für Geld, ihre Tätigkeit gilt nicht als nützlich. In den Zünften sind die Maler den Ärzten, Apothekern und Spezereiverkäufern untergeordnet. Erst viel später übersteigen die handwerklichen Fertigkeiten der Maler, die im Souterrain der »artes mechanicae« ihr Dasein fristeten, alle anderen Handwerke und gewinnen sogar den Status einer geistigen Tätigkeit. Dieser Wandel wird unter anderem durch die frühe höfische Privilegierung der Künstler mit Zunft- und Steuerfreiheit möglich. Im Bereich des Hofes läßt sich um 1500 ein bisher wenig beachteter mediengeschichtlicher Vorgang beobachten: Herrscher lassen erstmals ihr Bildnis von Künstlern als Kupfer- oder Holzstich vervielfältigen und verbreiten. Die oft allegorischen Fürstenporträts dieser Zeit sind, wie Warnke zeigt, weniger als auftrumpfender Spiegel eines absolutistischen »Geltungs-Ichs« zu sehen - sie wurden von der Öffentlichkeit vielmehr als Soll- und Erwartungsziele gegenüber dem Regenten aufgenommen. Zwar gehört der Künstler, wie er noch bis um das Jahr 1800 definiert wurde, heute ins »Lexikon der untergegangenen Berufe«, da der Kunstbegriff sich fundamental gewandelt hat - es zeigt sich jedoch, daß die Bedürfnisse, die von den damaligen Künstlern bedient wurden, noch immer vorhanden sind: Die Etats der Industrie, Parteien und Regierungen für ihre visuelle Ausstattung übersteigen alle Vorstellungen und Maßstäbe der Vergangenheit. Inhalt und Normen mögen sich gewandelt haben, die grundsätzliche Funktion der Bilder wird aber so eindringlich wie niemals zuvor wahrgenommen - nur eben auf einem anderen technischen Niveau.