Kant und die Bioethik
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Viac o knihe
Der personale und moralische Status des menschlichen Embryos gehört an erster Stelle zu den philosophisch völlig unbewältigten Problemen der bioethischen Literatur. Die bioethische Kompetenz aber der originalen, nichttransformierten Ethik Kants läßt sich v. a. an diesem Thema demonstrieren. Die von Kant herausgestellte moralisch-praktische Grundgewißheit der individuellen Autonomie und der Gemeinschaft der Autonomie beglaubigt die Idee des als Embryo im Werden begriffenen praktischen Subjekts. Kants Ethik erzielt mit der Idee der Selbstorganisation und Selbsterweiterung der Autonomie-Gemeinschaft, dem gemeinschaftsverantwortlichen Herüberbringen eines Subjekts moralisch-praktischer Vernunft als einer Person-in-der-Idee in die Welt, über die bioethisch fundamentale Würde und Schutzwürdigkeit des Embryos eine konkurrenzlose Klarheit. Die scheinbar selbstverständliche Gebundenheit der praktischen Subjektivität an den Besitz des Selbst- und Verantwortungsbewußtseins, oder an irgendeine vermeintliche Vorform dieser Moralmündigkeit, hat für Kantisches Moraldenken praktisch-ethische Verirrungen zur unvermeidlichen Folge. Zur bioethischen Erweiterung der Kantischen Ethik, einer Ausschöpfung ihrer bioethischen Implikationen, trägt die Konfrontation des subjektstheoretischen „Einbürgerungsmodells“ mit dem „Kooptationsmodell“ wesentlich bei. Die „Einbürgerung“ läßt allerdings den Herkunftsbereich der Freiheit hinter dem Bereich der durch Einbürgerung und Sicheingliedern errichteten moralischen Freiheitsgemeinschaft verschwinden. Die Freiheit, und mit ihr die praktische Subjektivität, bleibt in der ausgrenzenden Demarkation ihrer Herkunft, einer kühn selbst die Allmacht Gottes anrührenden Fixierung, unter dem Namen eines „Faktums“ das tiefste Geheimnis der menschlichen Existenz