Jan Ullrich & Lance Armstrong - das Duell
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Im Juli 2003 hielt die sportbegeisterte Welt den Atem an: Lance Armstrong und Jan Ullrich lieferten sich in den steilen Rampen des Hochgebirges und auf regennassen Zeitfahrstrecken ein Duell der Extraklasse und machten die Tour de France so spannend wie seit vielen Jahren nicht mehr. 3.426 Kilometer lang fuhren sie Reifen an Reifen, ohne einander auch nur einen Zentimeter preiszugeben. Ganze 15 Sekunden trennten die beiden vor der schweren Pyrenäenetappe nach Luz-Ardiden, die erst den Favoriten Armstrong kurzzeitig am Boden sah und dann von dessen Widersacher eine große Geste des modernen Sports… Nichts macht den Sport aufregender als große Zweikämpfe – Mann gegen Mann, Angesicht zu Angesicht. Warum aber ist das so? Warum lassen sich Millionen rund um den Erdball immer wieder in den Bann sportlicher Duelle ziehen? Dieser Frage gehen die beiden Sportjournalisten Sebastian Moll und Alexander Heflik in ihrem ersten gemeinsamen Buch auf den Grund – am Beispiel von Lance Armstrong und Jan Ullrich, den beiden überlegenen Radsportlern unserer Generation. Moll und Heflik schlagen den Boden von der an Zweikämpfen so reichen griechischen Mythologie zu den Ringschlachten des Muhammed Ali und dem sportlichen Showdown der Systeme in Zeiten des Kalten Krieges. Sie lassen all die großen Duelle grundverschiedener Charaktere wiederaufleben, die der Tour de France ihren Stempel aufgedrückt haben: Fausto Coppi gegen Gino Bartali, Jacques Anquetil gegen Raymond Poulidor, Bernard Hinault mit und doch gegen Greg LeMond… Vor allem aber widmen sich Moll und Heflik der stets von großem gegenseitigen Respekt geprägten Rivalität zwischen Armstrong und Ullrich. Sie schildern den so unterschiedlichen Werdegang der beiden Protagonisten, der sie zu beinahe idealtypischen Vertretern ihrer jeweiligen Systeme werden ließ. Dort die 'Ich-AG Armstrong'. Der perfektionistische Arbeiter aus der texanischen Kleinstadt, der schon mit 16 Profi wird und nach seiner Krebserkrankung den eigenen Erfolg plant – selbstbestimmt bis zur Egomanie. Hier der 'VEB Ullrich'. Das lange bevormundete Ausnahmetalent, das an der Erwartungshaltung einer ganzen Nation zu scheitern droht, mit Übergewicht und Eskapaden negative Schlagzeilen macht, bevor es im Juli 2003 als der 'neue Ullrich' wiederaufersteht. Im Zentrum dieses reich bebilderten Buches im Großformat stehen die bisher drei Auseinandersetzungen auf der wichtigsten Bühne, die der Radsport bietet: Die Tour de France 2000, bei der Armstrong beweist, dass sein Vorjahressieg kein einmaliges Mirakel war, während Jan Ullrich zu ahnen beginnt, dass mit Talent allein das größte Radrennen der Welt nicht zu gewinnen ist. Die Tour 2001, die erneut von Armstrong dominiert wird und Ullrich in eine Lebenskrise stürzt. Die Tour 2003, die zu der spannendsten seit vielen Jahren avanciert, weil Seriensieger Armstrong Nachlässigkeiten zeigt, während Ullrich zu alter Klasse zurückfindet. Im Reportagestil zeichnen Moll und Heflik die Dramaturgie dieser drei Frankreich-Rundfahrten nach und wecken Erinnerungen an viele denkenswerte Etappen, Attacken und Gesten.