Tisa von der Schulenburg
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Tisa von der Schulenburg (1903-2001) war die Tochter eines preußischen Generals und erhielt eine traditionelle Erziehung an einer kaiserlich-preußischen Eliteschule. Nach dem Krieg reifte nicht ohne die Ermutigung von Max Liebermann in ihr der Wunsch, Künstlerin zu werden. Sie besuchte die Berliner Kunstakademie und verkehrte nach ihrer Heirat im intellektuellen deutsch-jüdischen Milieu um den Bankier Hugo Simon, in dessen Haus damals viele Geistesgrößen der Weimarer Republik verkehrten. Nach der Machtergreifung emigrierte sie mit ihrem Mann nach England. 1936/37 unterstützte sie zusammen mit anderen linksgerichteten Künstlern den Arbeitskampf der englischen Bergarbeiter. 1939 musste sie nach Deutschland zurückkehren, weil die Engländer sie für eine Nazi hielten. Sie heiratete ein zweites Mal und „überwinterte“ während des Krieges auf einem Mecklenburger Landgut. Während dieser Zeit kam sie über ihren Bruder mit dem deutschen Widerstand um Stauffenberg in Kontakt. Die Flucht am Ende des Krieges führten zu einem Neuanfang als Journalistin. Im Ruhrgebiet kam sie in erneute Berührung mit dem Bergarbeitermilieu. In dieser Zeit wagte sie eine vollständige persönliche Neuorientierung, sie konvertierte zum katholischen Glauben und trat 1950 in das Dorstener Ursulinenkloster ein, wo sie 2001 starb. Während all dieser Jahre schuf sie eine Fülle von Zeichnungen und Plastiken. Von Anfang an war Tisa von der Schulenburg bemüht, als Künstlerin Leid, Unrecht und Elend in dieser Welt aufzudecken und anzuklagen. In den Arbeitslosen der Weimarer Republik, den englischen Bergarbeitern der Dreißiger Jahre, in den Flüchtlingen des Nachkriegsdeutschland, in den grausamen Judenvernichtungen des Dritten Reiches und der Verfolgung rassischer Minderheiten der Dritten Welt, in den Kranken, den Ausgestoßenen und Verlassenen fand sie ihre Brüder und Schwestern, deren Leidensweg sie unermüdlich und mit harter, spitzer Feder skizzierte. Ihre Zeichnungen sind nicht harmonisch und schön. Sie entlarven schonungslos Ungerechtigkeit, Brutalität und Unterdrückung. Holocaust und Naziterror, Chile, Biafra, Vietnam sind nur einige Stationen eines unermüdlichen Ringens gegen Hass und Gewalt. Die harten Federzeichnungen klagen die Täter an und nehmen zugleich Anteil. Sie sind von tiefer Humanität erfüllt, solidarisieren sich mit den Opfern der Kriege, den Ausgestoßenen und Verfolgten dieser Welt, den Flüchtlingen und Kranken, den Mühseligen und Ausgebeuteten. Das Buch schildert auf dem Hintergrund der eigenen Erinnerungen ihren Lebensweg, in dem sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Menschen, die Tisa von der Schulenburg in ihrem Leben begleitet haben, erinnern sich an diese ungewöhnliche Frau, Fotos aus ihrem langen und ereignisreichen Leben zeichnen ihr Porträt. Aber im Mittelpunkt stehen ihre zahlreichen Zeichnungen und Plastiken, mit denen sie zeitlebens kompromisslos und konsequent gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Armut und Not kämpfte.