Angermünder Psychiatrie

Die deutsche Reformpsychiatrie hat seit dem Bericht der Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages 1975 einen Wandel von Anstalten zu gemeindeintegrierter Therapie vollzogen. Dies führte zur Verkleinerung der Landeskliniken und zur Schaffung psychiatrischer Abteilungen in Allgemeinkrankenhäusern, wie der Fachabteilung für Psychiatrie, Psychotherapie/-somatik und Suchtmedizin am Krankenhaus Angermünde. Ziel ist die wohnortnahe Therapie von Menschen mit psychischen Erkrankungen unter Wahrung ihrer sozialen Bindungen. Während eine Klinik eine sichere Umgebung bietet, um Krisen zu bewältigen, bleibt die individuelle Lebensgestaltung unerreichbar. Die Therapie orientiert sich am sozialen Lebensumfeld der Patienten. Doch kann eine kleine Abteilungspsychiatrie mit 90 Plätzen in einer spezialisierten Welt bestehen? Wäre es nicht besser, viele spezialisierte Einrichtungen für verschiedene Störungen zu schaffen? Der Reader wurde gewählt, um die tägliche Erfahrung der Angermünder Psychiatrie festzuhalten, die in der individuellen Therapie im soziotherapeutischen Milieu der allgemeinpsychiatrischen Station die größte Herausforderung sieht. Hier vereinen sich qualifiziertes, störungsspezifisches Arbeiten und die heilsame Wirkung sozialer Erfahrungen in der Gruppe. Die Struktur mit „Spezialstationen“ für Suchtmedizin und Psychotherapie/-somatik zeigt, dass dies kein Dogma, sondern eine dialektische Ausgestaltung des gemeindepsychiatrische