Panegyricus equestris
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Als im Jahr 1628 die Leitung des Münchner Jesuitenkollegs dem jungen Rhetoriklehrer Jakob Balde den Auftrag erteilte, ein panegyrisches Gedicht auf den Grafen Ott Heinrich Fugger zu verfassen, da ahnte wohl keiner, welch glanzvolle literarische Karriere mit diesem Werk - in dessen Druckausgabe nicht einmal der Name des Dichters erwähnt wird - ihren Anfang nahm; eines Dichters, der in weiten Teilen Europas gerühmt und schon zu Lebzeiten mit dem Ehrentitel eines „Weltberühmten Teutschen Horatius“ geschmückt werden sollte. Der Anlaß, zu dem das Gedicht entstehen sollte, war ein denkbar freudiger: Mit dem Grafen Ott Heinrich, dem in Anerkennung seiner militärischen Verdienste vom spanischen König Philipp IV. der Orden vom Goldenen Vlies verliehen worden war, war dem Geschlecht der Fugger, dem der Jesuitenorden viel verdankte, gewaltige Ehre widerfahren - sicher eine willkommene Gelegenheit für den Orden, seine Dankbarkeit für erwiesene Wohltaten auf diesem Wege zu bezeigen. Besonders die Patres des Münchner Kollegs fühlten sich dem Grafen verbunden, denn da dieser seit 1626 in München lebte, waren zwei seiner Söhne Schüler des dortigen Jesuitengymnasiums. Unter diesen Voraussetzungen darf man wohl annehmen, daß der Rektor maßgeblich Anteil daran hatte, Balde den ehrenvollen Auftrag eines Preisgedichts auf den Wohltäter des Ordens zukommen zu lassen. Der Panegyricus equestris, obwohl nicht explizit in die Nachfolge eines bestimmten Vorbildes gestellt, ist in stilistischer wie in inhaltlicher Hinsicht eng an ein anerkanntes klassisches Modell angelehnt. Für die Gattung des Preisgedichtes gelten der Zeit als exemplarisch die Dichtungen des spätantiken Panegyrikers Claudius Claudianus. Tatsächlich ist Baldes Panegyricus von claudianischem Geist durchdrungen, von Reminiszenzen an diesen Dichter geradezu durchsetzt, begegnen fortwährend Zitate, Anspielungen und Paraphrasen claudianischer Gedanken.